Nach den dramatischen Kurseinbrüchen an den Börsen in der vergangenen Woche könnte die Herabstufung der US-Bonität wie ein Brandbeschleuniger wirken. Die führenden Wirtschaftsnationen bemühen sich vor dem Start der neuen Börsenwoche um eine Beruhigung der Lage.
Die Leitungen laufen heiß
Nach einer ganzen Reihe von Telefonaten führender Eurozonen-Politiker sprach Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, der derzeit Vorsitzender der G7 und der G20 ist, am Samstagabend auch mit dem britischen Premierminister David Cameron. Themen sei die Schuldenkrise in Europa und die Bonitätsherabstufung der USA gewesen, sagte ein britischer Regierungssprecher. Beide Politiker seien sich einig, zusammenzuarbeiten, die Situation genau zu beobachten und in den kommenden Tagen in Kontakt zu bleiben.
Am Sonntag wird zudem mit einer Telefonkonferenz der Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industrienationen (G7) gerechnet. Im Anschluss werde es möglicherweise eine Erklärung geben, hieß es aus japanischen Regierungskreisen. Innerhalb der G7 wird diskutiert, das für Mitte September geplante Treffen der Finanzminister vorzuziehen. Auch eine Telefonkonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) wird am Sonntag erwartet. Nach Angaben der brasilianischen Regierung wollten sich daneben die stellvertretenden Finanzminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer telefonisch zusammenschließen.
Obama gelobt Sparwillen
In den USA versuchte es der Präsident mit einem Appell: Barack Obama rief zu mehr Einigkeit in der Sparpolitik auf. Das jüngste Schuldenabkommen sei ein "wichtiger Schritt in die richtige Richtung" gewesen, teilte das Weiße Haus am Samstag mit. Obama räumte aber ein, das wochenlange politische Gerangel habe "zu lange gedauert und hat zeitweise zu viel Uneinigkeit gestiftet".
Die weltweite Verunsicherung der Anleger führte am Sonntag an den Aktienmärkten auf der Arabischen Halbinsel zu deutlichen Verlusten. Der Leitindex von Katar gab zu Handelsbeginn mehr als fünf Prozent nach. Am Samstag waren bereits die Börsen in Saudi-Arabien deutlich ins Minus gerutscht.
"Es könnte Verluste geben"
Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Tom Mayer, rechnet nach der Herabstufung der Bonitätsnote der USA mit weiteren Kurseinbrüchen an den Börsen. "Schlechte Nachrichten sind immer unangenehm für Märkte", sagte Mayer im Gespräch mit der "Bild am Sonntag". Er rechne zwar nicht mit einem weltweiten Börsencrash, aber: "Es könnte Verluste geben."