Nahost-Konflikt Bush wirft Syrien Mitschuld vor

Die Eskalation zwischen Israel und dem Libanon scheint der Beginn einer langwierigen Krise zu sein: Die arabischen Nachbarn halten sich bislang zurück und US-Präsident Bush will Syrien zur Rechenschaft ziehen.

Zwischen den arabischen Staatschefs liefen nach den israelischen Angriffen auf den Libanon die Telefonleitungen heiß. Nahezu jeder diskutierte mit jedem, doch in der Öffentlichkeit wollte sich kaum einer von ihnen zu der dramatischen Eskalation im Nahen Osten äußern. Die Arabische Liga berief ein Treffen der Außenminister ein, allerdings erst nach dem muslimischen Wochenende am Samstag. Dabei könnten die jüngsten Auseinandersetzungen nach Ansicht von Beobachtern der Beginn einer neuen langwierigen Krise sein. Was als Reaktion auf die Entführung israelischer Soldaten begann, hat bereits Auswirkungen auf die gesamte Region.

US-Präsident George W. Bush hat ohne große Umschweife Syrien Mitverantwortung vorgeworfen. Syrien müsse zur Rechenschaft gezogen werden, betonte er und appellierte an Präsident Baschar el Assad, sich für den Frieden einzusetzen. Damaskus gilt nicht nur als Unterstützer der radikal-islamischen Hisbollah, sondern beherbergt derzeit auch den Chef der palästinensischen Hamas, Chaled Maschaal. Nach Informationen der "New York Times" waren die beiden Entführungen israelischer Soldaten durch Hamas und Hisbollah vermutlich aufeinander abgestimmt. Als Hauptsponsor der Hisbollah gilt jedoch der Iran, der nach Ansicht von Beobachtern seinen Einfluss in der Region ausweiten will.

Krise schwächt den Libanon

Unterdessen wächst der Druck auf die Regierung in Beirut, an der die Hisbollah mit zwei Ministern beteiligt ist. Die Regierung unter Ministerpräsident Fuad Siniora hat es bislang nicht geschafft, die Entwaffnung der Hisbollah-Milizen durchzusetzen. Viele Libanesen, vor allem die christliche Hälfte der Einwohner, verübeln der Hisbollah die Angriffe auf Israel, weil sie das Land wieder in den Krieg zu ziehen drohen.

Der libanesische Tourismusminister Joseph Sarkis beklagte bereits das abrupte Ende der bislang viel versprechenden Touristensaison. "Unsere hohen Erwartungen wurden zerstört", sagte er. Hunderte arabischer Touristen, die traditionell die Sommermonate im Libanon verbringen, seien bereits fluchtartig abgereist.

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Ulrike Koltermann/DPA