Der in Russland inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist nach Angaben seines Anwalts bei schlechter Gesundheit und hat in nur zwei Wochen mehr als acht Kilo abgenommen. Nawalny leide an "einer unbekannten Krankheit, die niemand behandelt", schrieb der Anwalt Wadim Kobsew am Dienstag im Onlinedienst Twitter.
In der Nacht auf Samstag sei ein Krankenwagen zu seiner Zelle gerufen worden, weil sich sein Magenleiden verschlimmert habe, erklärte der Anwalt. Nawalny habe laut seiner medizinischen Akte in den vergangenen zwei Wochen acht Kilo abgenommen, fügte er hinzu. Von Nawalnys Mutter geschickte Medikamente würden "an sie zurückgeschickt".
Kobsew schrieb weiter auf Twitter, er schließe nicht aus, dass Nawalny, der 2020 nur knapp einen Mordanschlag mit dem Nervengift "Nowitschok" überlebte, nun erneut gezielt krank gemacht werde. Er fordere deshalb eine toxikologische und radiologische Untersuchung seines Mandanten. "Das mag für andere wie Unsinn und Paranoia klingen, aber nicht für Nawalny nach Nowitschok", erklärte der Jurist. Nawalny selbst machte für den Anschlag auf ihn damals den russischen Präsidenten Wladimir Putin verantwortlich. Der Kreml wies das zurück.
Anwalt wirft Behörden vor, Nawalnys Zustand absichtlich zu verschlechtern
Anfang des Jahres hatte Nawalny erklärt, er habe Grippesymptome und keinen angemessenen Zugang zu medizinischer Versorgung. Seine Anhänger hatten daraufhin die Befürchtung geäußert, der Kreml versuche, ihn langsam zu töten. Nawalny hat aus dem Gefängnis heraus häufig die russische Offensive in der Ukraine kritisiert und die Russen zum Protest gegen die Regierung aufgerufen.
Nawalny sitzt seit mehr als zwei Jahren unter besonders harten Haftbedingungen in einem Straflager etwa 260 Kilometer nordöstlich von Moskau. Verurteilt wurde er von einem russischen Gericht wegen angeblichen Betrugs, international gilt der prominente Putin-Gegner aber als politischer Gefangener. Immer wieder wurde er in den vergangenen Monaten in eine kleine Einzelzelle verlegt, wo er bereits mehrfach über gesundheitliche Probleme klagte.
Trotz der Klagen seines Anwalts sei Nawalny erneut in eine Einzelzelle verlegt worden. Am Freitag sei er erst aus der Isolationshaft herausgekommen und am Montag zu weiteren 15 Tagen dort eingewiesen worden, teilte das Team des Oppositionspolitikers am Dienstagabend auf dessen Telegram-Kanal mit. Zudem sei er mit weiteren Schikanen konfrontiert worden.

So sei Nawalnys täglicher Ausgang im engen Gefängnishof auf 7 Uhr morgens verlegt worden – "das ist wichtig, weil man bei einem Spaziergang am Tag im Sonnenquadrat stehen kann, wenn man Glück hat". Den Angaben zufolge gibt es zudem neue Beschränkungen beim Kauf von Essen und für das Briefeschreiben von Nawalny.
Der 46-Jährige sieht seine neue Einzelhaft als Strafe für eine Recherche über Korruption in der Gefängnisbehörde. Der von Nawalny geleitete Fonds für Korruptionsbekämpfung (FBK) hatte zuvor einen Beitrag über den überteuerten Ankauf von Lebensmitteln in russischen Gefängnissen veröffentlicht.