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Obama in Dresden und Buchenwald Ein Präsident macht Geschichte

Bei seiner Rede an die Muslime der Welt in Kairo hat Barack Obama eine Vision für die Zukunft entworfen. In Deutschland macht der US-Präsident einen Schritt zurück in die Vergangenheit: Gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht er die Gedenkstätte Buchenwald. Für Obama auch ein ganz persönliches Anliegen.

US-Präsident Barack Obama ist am Freitag in Dresden mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammengekommen. Nach einer Begrüßung begann das Programm in der Schatzkammer Grünes Gewölbe. Obama trug sich zunächst in die Goldenen Bücher der Stadt und des Landes Sachsen ein und unterhielt sich kurz mit Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Nach dem Versöhnungsangebot von Obama an die muslimische Welt will Merkel in einem gut einstündigen Gespräch mit dem Präsidenten unter anderem über das weitere Vorgehen im Nahost-Friedensprozess sprechen. Zudem soll es um zahlreiche aktuelle Themen gehen, darunter die Bekämpfung der Wirtschaftskrise, die Lage in Afghanistan, Pakistan und im Iran. Der US-Präsident war am Donnerstagabend von Kairo kommend in Dresden eingetroffen.

Nach einer Besichtigung der Dresdner Frauenkirche wird Obama in Begleitung der Kanzlerin am Nachmittag in der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar erwartet. Er wird dort als zweiter US-Präsident nach Ronald Reagan 1985 in Bergen-Belsen ein ehemaliges Konzentrationslager auf deutschem Boden besuchen. Obama wird von Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel begleitet. Wiesel gehörte zu den Insassen, die von amerikanischen Streitkräften 1945 aus dem Konzentrationslager befreit werden konnten. Er soll auch den Anstoß für den Wunsch Obamas gegeben haben, das Lager zu besuchen.

Mit seinem Besuch in Buchenwald will Obama nach Einschätzung von Berliner Regierungskreisen nach seiner Rede in Kairo ein Signal setzen für die Verbundenheit der USA mit der jüdischen Welt. Außerdem gibt es ein persönliches Motiv des US-Präsidenten: Ein Großonkel Obamas war 1945 als Obergefreiter der US-Armee an der Befreiung eines Nebenlagers Buchenwalds beteiligt.

Zum Abschluss seines knapp eintägigen Deutschland-Aufenthalts besucht Obama am frühen Abend in Landstuhl in der Pfalz ein amerikanisches Militärhospital. In dem Krankenhaus werden Soldaten behandelt, die bei Kampfeinsätzen etwa im Irak oder in Afghanistan verletzt wurden. Am Samstag wird der US-Präsident in der Normandie an den Feiern zum 65. Jahrestag der Landung der Alliierten teilnehmen.

Obama war am Donnerstagabend an Bord der Air Force One auf dem Flughafen der sächsischen Landeshauptstadt gelandet. Von dort fuhr er in sein Hotel in der Dresdner Innenstadt. Einige hundert Schaulustige hatten sich vor dem abgesperrten Areal am Taschenbergpalais eingefunden, um einen Blick auf den US-Präsidenten zu werfen. Sie konnten Obama aber nur aus weiter Ferne sehen, als er das Hotel am Dresdner Schloss erreichte. Obama wird in Deutschland von Tausenden Polizisten geschützt. Als Vorsichtsmaßnahme wurden bereits am Donnerstagabend rund um Dresden Autobahnen und Bahnstrecken gesperrt. Es kam zu zahlreichen Verspätungen.

Obama reicht Muslimen die Hand

Der US-Präsident hatte in Kairo den Muslimen die Hand gereicht und zur Überwindung gegenseitiger Missverständnisse aufgerufen. Zur Lösung des Nahost-Konflikts hatte er sich für eine Zwei-Staaten-Lösung ausgesprochen und den Iran im Atomstreit zum Dialog mit dem Westen aufgerufen. Diese Auffassung werde auch von Merkel voll geteilt, hieß es aus Regierungskreisen. Die Kanzlerin wolle mit Obama ausloten, wie die Ziele gemeinsam verwirklicht werden können. Weitere Themen sollen die Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise, die anstehenden Verhandlungen über den Schutz des Weltklimas und das Verhältnis zu Russland sein.

Merkel will nach einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" auch einen Berlin-Besuch Obamas anlässlich der geplanten Feierlichkeiten zum 20. Jahrestags des Mauerfalls am 9. November ansprechen. Das hätten Regierungskreise bestätigt. Es wäre Obamas erster offizieller Präsidentenbesuch in der deutschen Hauptstadt. Obama hatte Deutschland erstmals im Juli 2008 während des Präsidentschaftswahlkampfs besucht und an der Berliner Siegessäule eine Rede vor 200.000 Menschen gehalten. Im April war er anlässlich des NATO-Gipfels in Baden-Baden.

Reuters/DPA/AP AP DPA Reuters

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