Ostukraine Kiew will russischen Hilfskonvoi nicht ins Land lassen

Die Zivilbevölkerung in der umkämpften Ostukraine braucht dringend Hilfe. Doch ein russischer Konvoi wird die Menschen nicht erreichen. Die Regierung in Kiew will die Kolonne an der Grenze stoppen.

Nach internationaler Zustimmung für eine Hilfsaktion für die umkämpfte Ostukraine hat Russland 280 Lastwagen mit dringend benötigten Gütern auf den Weg geschickt. Der Konvoi bringe Medikamente, Nahrungsmittel und Schlafsäcke für die Menschen im Krisengebiet, berichtete das russische Staatsfernsehen. Die Regierung in Kiew wehrte sich gegen die rasch auf den Weg geschickte Kolonne. "Wir werden keinen russischen Konvoi auf ukrainisches Staatsgebiet lassen", sagte der Vizechef der Präsidialverwaltung in Kiew, Waleri Tschaly.

In einer langen Schlange verließen die weißen Lastwagen mit einer roten Moskauer Stadtfahne die russische Hauptstadt. Es handele sich um 2000 Tonnen Hilfsgüter, die Bürger in Moskau und im Umland gesammelt hätten, hieß es in dem Bericht.

Dramatische Lage in Lugansk

Die von der EU und den USA unterstützte Führung in Kiew hatte betont, dass eine Hilfsmission nur unter dem Dach des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) zulässig sei. Tschaly forderte, die komplette Ladung sollte an der Grenze auf Lastwagen des Roten Kreuzes umgepackt werden. Er ließ dabei offen, wie die Hilfsorganisation so schnell ausreichende Transportmittel in der Region bereitstellen soll.

Die Lage in der ostukrainischen Großstadt Lugansk gilt als besonders dramatisch. Der Ort ist seit Tagen von der Wasser- und der Stromversorgung abgeschnitten. In dem Hilfskonvoi aus Russland waren auch 69 Stromgeneratoren, wie russische Medien berichteten.

Der frühere ukrainische Präsident Leonid Kutschma teilte in Kiew mit, der Konvoi solle die Grenze bei der ostukrainischen Stadt Charkow überqueren und von dort aus weiter nach Lugansk fahren. Humanitäre Hilfe werde auch von der EU und den USA geliefert, sagte er. "Wichtig ist die Verteilung dieser Hilfsgüter. Besonders Krankenhäuser, Kindergärten, Internate und notleidende Menschen sollten sie erhalten. Aber die Kämpfer dürfen kein einziges Gramm bekommen", sagte Kutschma.

Kämpfe gehen weiter

Die ukrainische Armee eroberte unterdessen eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Gorlowka und Donezk. "Das Militär setzt dort Artillerie und Luftwaffe ein", sagte der Armeeexperte Dmitri Tymtschuk in Kiew. Auf beiden Seiten habe es Tote und Verletzte gegeben. Die prorussischen Aufständischen bestätigten den Geländegewinn der Regierungstruppen in der Region.

Beide Seiten berichteten auch von schweren Kämpfen um die Ortschaft Miussinsk nahe Lugansk. Die Armee kontrolliere dort weiter die Hauptverbindungswege, sagte Tymtschuk. Ebenso umkämpft sei Ilowaisk südöstlich der Separatistenhochburg Donezk, die ebenfalls unter Beschuss stand.

AFP
yps/AFP