Pakistan Washington plant für Musharrafs Ende

Die "New York Times" berichtet, dass die US-Regierung Pläne für den Fall macht, dass Präsident Musharraf die Macht in Pakistan verliert. Es würden zunehmend weniger Regierungsbeamte an das politische Überleben Musharrafs glauben und lieber auf das pakistanische Militär setzen.

Wie die "New York Times" berichtet, schmiedet die US-Regierung Pläne für den Fall, dass der pakistanische Präsident Musharraf die Macht abgeben muss. Unter den Regierungsbeamten in Washington kommen zunehmend Zweifel auf, ob sich Musharraf tatsächlich im Amt halten könne.

Negroponte soll vermitteln

Kurz vor der Pakistanreise des Geheimdienstchefs John D. Negroponte, trafen in Washington Beamte des Weißen Hauses, des US-Außenministeriums und des Pentagon zusammen. Sie besprachen die Botschaft, die Negroponte an den Staatschef Musharraf richten soll, beziehungsweise an seine Generäle.

Zwar hoffen die Verantwortlichen, dass Negroponte zwischen der Oppositionsführerin Benazir Bhutto und Präsident Musharraf noch einmal schlichten könne, wirklich daran zu glauben scheinen sie der "New York Times" zufolge jedoch nicht.

Immer mehr Skepsis in Washington

Hohe Regierungsbeamte berichteten der Zeitung, dass mit jedem Tag, an dem der Ausnahmezustand in der Pakistan länger anhält, mehr Verantwortliche in Washington zu dem Schluss kämen, dass Musharrafs Tage an der Macht gezählt seien.

So wird auch Negroponte Musharraf deutlich machen, dass die Geduld der US-Regierung langsam zuneige gehe und schnellstmöglich eine Rückkehr zur Normalität in Pakistan erwarte.

Neue Wahrnehmung bei US-Regierung

Zugleich gebe es, laut "New York Times", Hemmungen inoffizielle Absprachen mit dem Regime zu brechen oder selbst einen Putsch zu unterstützen. Analysten erkennen trotzdem einen fundamentalen Politikwechsel bei der Bush-Administration. Erstmals habe man erkannt, dass Musharraf selbst Teil des Problems sei.

Bis vor kurzem konnte sich Musharraf dem Westen immer erfolgreich als einzige Alternative zu einem islamistischen Regime in Islamabad präsentieren. Diese Wahrnehmung habe sich nun geändert. Die Gefahr einer fundamentalistischen Regierung in Pakistan sei kaum gegeben, die Gefahr einer Destabilisierung des Landes jedoch schon.

Hoffnung liegt bei Militär

Die Macht liege weiterhin beim Militär und auf das scheint man in Washington setzen zu wollen. Wahrscheinlich sei, dass das Militär selbst Musharraf absetzen werde, wenn die Lage weiter eskaliert, um statt seiner eine Zivilregierung einzusetzen. Diese könne dann Wahlen vorbereiten und Pakistan einen Weg zurück in jene fragile Demokratie bahnen, die bereits in den neunziger Jahre, vor Musharrafs Putsch, das Land beherrschte. Ein möglicher Kandidat für eine solche Zivilregierung, sei der "New York Post" zufolge, die Oppositionsführerin Bhutto.

Das Militär ist in Pakistan seit jeher das Zentrum der Macht und die wichtigste Säule für Pervez Musharraf. Nachdem die pakistanische Armee in den vergangenen Monaten in den Grenzgebieten zu Afghanistan und in anderen Provinzkonflikten in Pakistan schwere Verluste hinnehmen musste, haben die Eliten der pakistanischen Armee wenig Elan, mögliche landesweite Proteste niederzuschlagen und mit allen Mitteln Musharraf zu stützen, berichtet die "New York Times".

Umstrittene Gelder

Vielmehr wolle die Armee fest an der Seite der USA stehen und auch weiterhin die jährlichen Zuwendungen aus Washington in Höhe von einer Milliarde Dollar bekommen. Genau diese finanziellen Zuwendungen sind dem Blatt zufolge das wichtigste Druck mittel der US-Regierung. Inwiefern man diese Gelder streichen könne, ohne den wichtigsten Partner im Kampf gegen die Taliban zu verlieren, bleibt in Washington jedoch vorerst umstritten.

New York Times