Zum ersten Mal wurden russische Drohnen über Polen und damit Nato-Territorium abgeschossen. Europa ist alarmiert. Alle Entwicklungen im stern-Newsblog.
Wochen nach dem Gipfeltreffen in Alaska mit US-Präsident Donald Trump lässt Staatschef Wladimir Putin die Ukraine weiter angreifen. Am Wochenende überzog Russland das Land mit dem heftigsten Drohnenangriff seit Beginn des Angriffskrieges. Wolodymyr Selenskyj forderte Konsequenzen, EU und USA ringen um neue Russland-Sanktionen – zu denen sich auch Trump bereit erklärte.
Putin beeindruckt all das nicht. Stattdessen schickt er offenbar seine Drohnen gen Westen. Alle aktuellen Entwicklungen lesen Sie im stern-Newsblog:
Wichtige Updates
Christine Leitner
Ein russischer Diplomat weist Polens Vorwurf einer Verletzung seines Luftraumes durch russische Drohnen zurück.
„Wir halten die Vorwürfe für haltlos. Es wurden keine Beweise vorgelegt, dass diese Drohnen russischen Ursprungs sind.“Andrej Ordasch, der Geschäftsträger der Botschaft Russlands in Warschau
Er verwies darauf, dass ein ähnlicher Vorwurf in der Vergangenheit sich am Ende als falsch herausgestellt habe. Der Vorfall, auf den sich Ordasch mit seiner Aussage über einen früher fälschlich erhobenen Vorwurf bezieht, liegt knapp drei Jahre zurück. Ende 2022 kamen in Polen nahe der Grenze zur Ukraine zwei Menschen durch den Einschlag einer Rakete ums Leben. Russland hatte zu der Zeit einen großen Luftangriff auf den Westen der Ukraine gestartet. Soweit bisher bekannt, war das in Polen abgestürzte Flugobjekt damals eine verirrte ukrainische Flugabwehrrakete.
Russland sei absolut nicht an einer Eskalation der Beziehungen zu Polen interessiert, betont der Diplomat.
Russland sei absolut nicht an einer Eskalation der Beziehungen zu Polen interessiert, betont der Diplomat.
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Christine Leitner
Kurz nachdem Polens Ministerpräsident Tusk mitteilt, dass die russischen Drohnen aus Richtung Belarus eingeflogen seien, lässt Minsk wissen, dass es in der Nacht ebenfalls Drohnen in seinem Luftraum abgeschossen habe. Anders als Polen spricht die belarussische Armee aber davon, dass die Drohnen aufgrund von Stör- oder Abfangmanövern der Ukraine und Russlands von "ihrer Flugbahn abgekommen" seien. Unklar bleibt, ob es sich ebenfalls um russische Fluggeräte handelte. Die belarussische Armee erklärt aber, sie habe die polnische Luftwaffe über Drohnen informiert, die sich dem Nachbarland genähert hätten.
Belarus ist ein enger Unterstützer Russlands.
Belarus ist ein enger Unterstützer Russlands.
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Christine Leitner
„Dies ist das erste Mal in diesem Krieg, dass sie nicht aufgrund von Fehlern oder kleineren russischen Provokationen aus der Ukraine kamen. Zum ersten Mal kam ein erheblicher Teil der Drohnen direkt aus Belarus.“Polens Ministerpräsident Donald Tusk
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Christine Leitner
Es gibt neue Details zu den russischen Drohnen: Vor dem polnischen Parlament sagt Donald Tusk, dass der Luftraum seines Landes insgesamt 19 Mal verletzt worden sei. Nachdem am Dienstagabend um 22.06 Uhr erste Informationen über einen massiven russischen Luftangriff mit Drohnen und Raketen auf die Ukraine eingegangen seien, sei unter anderem das Awacs-System der Nato in Bereitschaft versetzt worden. Die erste Luftraumverletzung verzeichneten die Behörden gegen 23.30 Uhr. Diese Verletzungen des Luftraums hätten bis etwa 6.30 Uhr am Mittwochmorgen angedauert.
Der Abschuss von drei Drohnen sei bestätigt, möglicherweise sei auch eine vierte getroffen worden, sagt Tusk.
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Moritz Dickentmann
Auf verschiedenen Plattformen veröffentlichte Fotos zeigen das im polnischen Ort Wyryki von einer Drohne getroffene Wohnhaus. Wie auf den Aufnahmen zu sehen ist, beschädigte die Drohne nicht nur das Dach des Gebäudes, auch Teile des Giebels stürzten ein. Bei dem Vorfall sei niemand verletzt worden, zitiert das polnische Nachrichtenportal "Interna" den Bürgermeister der Gemeinde, Bernard Blaszczuk. Das Dach des Hauses soll nun mit Planen abgedeckt werden, heißt es.
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Christine Leitner
Polen beantragt Nato-Gespräche
Nach dem Abschuss von mehreren Drohnen hat Polen Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags beantragt. Das sagt Regierungschef Donald Tusk in Warschau. Der Artikel sieht Beratungen mit den Verbündeten vor, wenn sich ein Nato-Staat von außen gefährdet sieht.
Nato-Generalsekretär Mark Rutte ist bereits mit der polnischen Regierung wegen des weiteren Vorgehens in Kontakt.
Nato-Generalsekretär Mark Rutte ist bereits mit der polnischen Regierung wegen des weiteren Vorgehens in Kontakt.
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Christine Leitner
Kleine Erinnerung, was Artikel 4 bedeutet: Zunächst kann ein Mitglied Nato-Beratungen beantragen, wenn es sich von außen gefährdet fühlt – so wie Polen jetzt. Der Artikel wurde seit Gründung des Bündnisses 1949 sieben Mal in Anspruch genommen – zuletzt am 24. Februar, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine. Beantragt wurde das damals von Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechien und der Slowakei.
Dass Polen nach Artikel 5 um militärische Unterstützung der Allianz bittet, gilt vorerst als sehr unwahrscheinlich – auch weil dies ein erhebliches Eskalationsrisiko bergen würden. Artikel 5 des Nato-Vertrags regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz und besagt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird.
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Christine Leitner
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spricht in ihrer Rede zur Lage der EU von einer "rücksichtslosen und beispiellosen Verletzung des polnischen Luftraums" und fügt hinzu: "Europa steht Polen in voller Solidarität bei."
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Christine Leitner
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilt das "Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum". Er fordert Russland dazu auf, "die Flucht nach vorn zu beenden" und sagt der polnischen Bevölkerung und seiner Regierung seine Solidarität zu. Er wolle in Kürze mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte sprechen. "Wir werden bei der Sicherheit der Alliierten keine Kompromisse eingehen", betont Macron.
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Christine Leitner
Tschechiens Außenminister Jan Lipavsky fordert, Nato müsse unverzüglich ihre Luftverteidigungsfähigkeiten an der Ostflanke verstärken. "Putin wird nicht aufhören, solange wir ihn nicht Hand in Hand stoppen – mit den härtesten Sanktionen", teilt der Chefdiplomat mit.
Tschechien ist ebenso wie Polen seit 1999 Nato-Mitglied. Die Regierung in Prag gilt als engagierter Unterstützer der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland. Sie steht federführend hinter einer Munitionsinitiative, die in diesem Jahr nach früheren Angaben Fialas bereits mehr als 1,1 Millionen Schuss großkalibriger Munition an Kiew geliefert hat.
Tschechien ist ebenso wie Polen seit 1999 Nato-Mitglied. Die Regierung in Prag gilt als engagierter Unterstützer der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland. Sie steht federführend hinter einer Munitionsinitiative, die in diesem Jahr nach früheren Angaben Fialas bereits mehr als 1,1 Millionen Schuss großkalibriger Munition an Kiew geliefert hat.
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Christine Leitner
Tschechiens Regierungschef Petr Fiala bekundet seine Solidarität mit Polen – dem Nachbarland und Nato-Partner. Der russische Präsident Wladimir Putin bedrohe ganz Europa und teste systematisch, wie weit er gehen könne, kritisiert der liberalkonservative Politiker bei X und betont:
„Wir stehen hinter Polen, denn die Polen sind unsere Verbündeten an der Frontlinie.“Petr Fiala, Tschechiens Regierungschef
Der nächtliche Drohnenangriff sei ein Test der Verteidigungsfähigkeit des Nato-Bündnisses gewesen. Es sei schwer zu glauben, dass "dies nur ein reiner Zufall war". Prag fordert "härteste Sanktionen" gegen Russland.
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Patrick Rösing
Wo die Drohnen gesichtet wurden
Ein Blick auf die Orte, wo Polen russische Drohnenteile gefunden hat und welche Flughäfen (temporär) geschlossen worden sind. Sie beruht auf Agenturmeldungen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Karte wird laufend aktualisiert.
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Christine Leitner
Russische Drohnen waren in den vergangenen Wochen wiederholt in den polnischen Luftraum eingedrungen. Polnische und ukrainische Politiker warnen schon länger vor einer Ausweitung des Ukraine-Krieges. Die Nato bleibt nach dem jüngsten Vorfall in Polen allerdings gelassen. Das Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum wertet sie einem Insider zufolge nicht als Angriff. Aber der Einflug von sechs bis zehn Drohnen sei ersten Anzeichen zufolge absichtlich erfolgt, heißt aus Nato-Kreisen. Es sei das erste Mal gewesen, dass Flugzeuge des Bündnisses potenziellen Bedrohungen im alliierten Luftraum entgegengetreten seien. Die in der Region stationierten Patriot-Luftabwehrsysteme hätten die Drohnen zwar auf dem Radar erfasst, aber nicht bekämpft.
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Christine Leitner
Falls Sie erst jetzt einen müden Blick auf die Nachrichtenlage werfen, dann gibt es hier für Sie nun einen knappen Überblick:
- In der Nacht hat Russland bei einer Angriffswelle auf die Ukraine den polnischen Luftraum mit mehreren Drohnen verletzt
- Polens Armee hat mehrere russische Drohnen zerstört – es ist das erste Mal, dass russische Drohnen über dem Gebiet eines Nato-Staates abgeschossen wurden
- Mehrere polnische Flughäfen wurden vorübergehend geschlossen
- Eine Drohne soll das Wohndach eines Hochhauses in einem polnischen Ort zerstört haben
- Polens Ministerpräsident Donald Tusk berief eine Krisensitzung ein und bezeichnete die Verletzung des Luftraumes als "Provokation großen Ausmaßes"
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Christine Leitner
„Wir haben die Situation unter Kontrolle“Polens Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz
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DPA · AFP · Reuters