Dr. Makoni, Sie gehörten mehrere Jahre zur Regierung von Präsident Robert Mugabe. Bei den Wahlen treten sie nun als unabhängiger Kandidat gegen ihn an. Wie kam es zu diesem Sinneswandel?
Es gab nicht den einen Moment. Seit dem Jahr 2000 wurde die Situation in unserem Land immer schlimmer. Gleichzeitig entfernte ich mich immer weiter von Robert Mugabe. Anfang des Jahres habe ich dann entschieden, gegen ihn zu kandidieren.
Sie waren Finanzminister, als die Bodenreform beschlossen wurde. Damals begann der wirtschaftliche Niedergang. Sind sie nicht auch verantwortlich für das heutige Chaos?
Ja, ich war in der Regierung, aber es gab keine Chance, eine Politik gegen Mugabe zu verfolgen. Er nimmt Kritik gar nicht wahr.
Wie zeigt sich das?
Es ist nicht so, dass er immer laut wird oder alles sofort bestimmt. Er gibt einem Gelegenheit, eigenständig zu arbeiten - am Ende aber hat er doch die Kontrolle über alles.
Wie funktioniert das System Mugabe? Gibt es einen inneren Zirkel?
Ich will keine Namen nennen. Aber er selbst ist immer sehr gut informiert, was in der Regierung und in der Partei vor sich geht. Bei Wahlen bedient er sich skrupellos der Ressourcen des Staates. Er verteilt Traktoren oder Kühe, lässt nicht existente Wähler registrieren, erhöht die Gehälter. Und natürlich arbeitet er mit Drohungen. Jeder in der Regierung kann sich nach Belieben des Geheimdienstes CIO bedienen, um Angst und Schrecken in der Bevölkerung zu verbreiten.
Zur Person
Die politische Karriere des Simba Makoni, 58, begann während des Unabhängigkeitskrieges von Simbabwe Ende der siebziger Jahre. Damals studierte Makoni Chemie in Großbritannien und vertrat die Befreiungsbewegung Zanu-PF in Europa. Nach der Unabhängigkeit Simbabwes wurde Makoni zunächst Agrar- und Industrieminister, 1983 dann Generalsekretär der regionalen Wirtschaftsgemeinschaft SADC. Von 2000 bis 2002 gehörte er als Finanzminister erneut der Regierung Mugabe an. Anfang Februar 2008 kündigte Makoni an, als Präsidentschafts-Kandidat gegen Robert Mugabe anzutreten.
Morgan Tsvangirai, der Präsidentschaftskandidat des oppositionellen MDC (Movement for Democratic Chance) nennt Sie "alter Wein in neuen Flaschen".
Ich bin keine Marionette von Mugabe. Er hat mich auch nicht als Kandidat aufstellen lassen, um die Wahl demokratisch aussehen zu lassen. Ich habe die Partei verlassen, und das Volk ist mein Zeuge dafür. Meine Verbindung mit Präsident Mugabe endete am fünften Februar, als ich meine Kandidatur ankündigte.
Tsvangirai kündigte an, im Fall eines Sieges die Wirtschaft in 100 Tagen wieder auf die Beine zu bringen. Was versprechen Sie?
Nur ein Zauberer könnte das Land so schnell wieder fit zu machen. Ich will Simbabwe zurückführen in die Weltgemeinschaft und gemeinsam mit internationalen Partnern wie der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfond Lösungen für unsere Probleme finden.
Wollen Sie die Landreform zurücknehmen?
Wir werden die Landreform nicht zurücknehmen, aber sie überprüfen. Es gibt definitiv eine Krise der Landwirtschaft. Wir werden die Berichte der damals eingesetzten Kommissionen noch einmal durchgehen. Deren Ergebnisse waren ja gar nicht veröffentlicht worden.
Es gibt Gerüchte, dass Mugabe ohnehin drei Monate nach der Wahl die Präsidentschaft an Sie weitergeben wollte.
Davon weiß ich nichts. Ich kann nur sagen, dass Mugabe im Unabhängigkeitskampf und in den Jahren danach gute Arbeit geleistet hat. Er hat verdient, sich jetzt zur Ruhe zu setzen.
Wenn Sie gewinnen sollten - werden Sie in die Regierungspartei Zanu-PF zurückkehren?
Das hat keine Priorität.
Und wie wollen Sie eine Regierung bilden ohne eine Partei?
Das werden wir dann sehen. Entscheidend ist, dass das Volk von Simbabwe hinter mir steht. Ich lege mein Schicksal in seine Hand.
Interview: Kudzayi Chingarande Shumba und Marc Goergen