Russische Söldnertruppe Prigoschins Erben: Die Wagnergruppe heißt jetzt Afrikakorps

Eine der letzen Aufnahmen von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kurz vor seinem Tod am 23. August 2023. 
Eine der letzen Aufnahmen von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kurz vor seinem Tod am 23. August 2023
© Razgruzka Vagnera/UPI Photo / Imago Images
Nach dem Tod von Jewgeni Prigoschin war die Zukunft der Gruppe Wagner zunächst unklar. Nun hat das russische Verteidigungsministerium die Söldnertruppe offenbar neu aufgestellt und unter seine Fittiche genommen. 

Die russische Söldnertruppe Gruppe Wagner hat sich nach dem Tod ihres damaligen Chefs Jewgeni Prigoschin neu aufgestellt: Wie NTV berichtet, untersteht die Truppe unter dem Namen Afrikakorps nun direkt dem russischen Verteidigungsministerium. 

Die neue Gruppe wurde am 23. November 2023 unter dem russischen Namen "Afrikanski Korpus" in einem gleichnamigen Telegram-Kanal vorgestellt. Gründungszweck sei demnach neben Terrorbekämpfung "eine Infrastruktur aufzubauen und humanitäre Probleme zu lösen sowie epidemiologische Untersuchungen in bestimmten Gebieten". Die ehemaligen Wagner-Söldner sollen mit dem neuen Afrikakorps neue Verträge abschließen, heißt es. Rekrutierungsaufrufe laufen demnach bereits, teils auch über alte Wagner-Kanäle. 

Wagner-Nachfolger Afrikakorps verlagert den Fokus

Damit trete die Wagnergruppe aus dem Schatten einer Privatarmee, sagte der US-amerikanische Wagner-Experte John Lechner zu NTV. Für Russland haben die Neuerungen laut Lechner den Nachteil, dass der Kreml nun direkt mit eventuellen Menschenrechtsverletzungen der Truppe in Verbindung gebracht werde. Bislang wies Moskau jegliche Verantwortung dafür mit dem Verweis auf den privaten Status von sich. 

Russlands Vizeverteidigungsminister Junus-bek Jewkurow tourte Ende 2023 mit einer Delegation durch mehrere afrikanische Länder. Mit einigen von ihnen schloss er Pakte, etwa mit den von Militärregierungen geführten Sahelstaaten Mali, Niger und Burkina Faso. Alle drei traten Anfang dieses Jahres aus dem westafrikanischen Wirtschafts- (und Verteidigungs-) Bündnis Ecowas aus. Der russische Fokus verlagert sich offenkundig weg von den Minengebieten in der Zentralafrikanischen Republik und hin zur Sahelregion. 

Neuer Name, altes Gesicht: Die Rolle von Jan Marsalek 

Trotz aller Veränderungen setzt die ehemalige Wagner-Gruppe scheinbar auch auf Kontinuität: So soll einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge Jan Marsalek, Ex-Chef des insolventen deutschen Skandalkonzerns Wirecard, mit dem Aufbau einer weltweiten Finanzstruktur für das Afrikakorps beauftragt sein. Marsalek soll bereits früher Verbindungen zu Prigoschins Wagnergruppe unterhalten haben. 

Die Zukunft der Gruppe Wagner zunächst unklar, nachdem ihr Chef Jewgeni Prigoschin im August 2023 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, hinter dem nicht wenige ein Attentat des Kremls vermuteten. Prigoschin war bei der russischen Führung nach einem abgebrochenen Putschversuch im Juni 2023 in Ungnade gefallen. Bereits zuvor hatte er vor allem Verteidigungsminister Sergej Schoigu immer wieder harsch kritisiert. Nach Schätzungen britischer Geheimdienste halten sich zudem noch immer etwa 1000 Kämpfer der russischen Privatarmee Wagner in Belarus auf. Sie trainierten dort mit ziemlicher Sicherheit belarussische Soldaten und Sicherheitskräfte. Das teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag mit, wie die Deutsche Presseagentur berichtet. 

Quellen:  NTV, DPA

rös