Grausame Verbrechen Wagner-Söldner sind in Russland zurück – und morden weiter

Söldner der Wagner-Truppe im zerstörten Bachmut. Viele der Kämpfer sind nun in Russland zurück
Söldner der Wagner-Truppe im zerstörten Bachmut. Viele der Kämpfer sind nun in Russland zurück und begehen neue Verbrechen. 
© RIA Novosti / Imago Images
Eine Welle von blutigen Verbrechen rollt über Russland: Frauen werden bei lebendigem Leib verbrannt, kleine Kinder erschlagen, Männer vergewaltigt. Alle diese Gräueltaten haben eins gemeinsam – sie wurden von Wagner-Söldnern begangen, die aus dem Krieg in die Heimat zurückkehren. 

Als im Sommer 2022 der berüchtigten Wagner-Truppe die Kämpfer ausgingen, griff Wladimir Putin auf eine umstrittene Maßnahme zurück: Er erlaubte dem damaligen Anführer der Kreml-Söldner die Rekrutierung in russischen Gefängnissen. Jewgeni Prigoschin bevorzugte ein ganz bestimmtes Kontingent: mehrfache Mörder, Serienvergewaltiger und sogar Kannibalen. Sie alle wurden von Putin begnadigt – um sie in den Krieg gegen die Ukraine schicken zu können. 

Doch in den letzten Monaten kehrten viele dieser Wagner-Kämpfer nach Russland zurück – insbesondere nachdem Prigoschin mit seinem Marsch auf Moskau seinen eigenen Untergang besiegelt hatte. Und nun tritt genau das ein, was viele befürchtet haben: Zurück von der Front begehen die verurteilten Verbrecher, die aber ihrer Haftstrafe dank der Gnade Putins entgangen sind, wieder blutige Verbrechen. 

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht erschreckende Berichte an die Öffentlichkeit gelangen.

Zwei Frauen bei lebendigem Leib verbrannt 

Ein Doppelmord erschütterte Anfang Oktober das Dorf Ermakovskoje in der Region Krasnojarsk. Am 3. Oktober um 3.30 Uhr ging dort ein Haus in Flammen auf. Zwei Frauen verbrannten bei lebendigem Leib. Wenige Stunden später nahm die Polizei den ehemaligen Wagner-Söldner Denis S. fest. 

Beim Verhör gab er an, aus Eifersucht mit seiner Lebensgefährtin in Streit geraten zu sein. Nach dem Skandal sei sie in das Haus ihrer Mutter geflüchtet. Er sei ihr nachts dorthin gefolgt, habe die Eingangstür mit Benzin übergossen und sie angezündet, gibt das lokale Fernsehen die Aussage von Denis S. wieder. 

Der 32-Jährige wurde offiziellen Polizeiregistern zufolge 2021 wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung zu dreieinhalb Jahren Haft in einer Hochsicherheitskolonie verurteilt. Nach Angaben der Ermittler hatte Denis S. einen Mann mit einem metallenen Ofenventil verprügelt. Im November 2022 verließ er jedoch nach einer Begnadigung vorzeitig das Gefängnis, um für die Wagner-Truppe in den Krieg zu ziehen.

Vierjähriges Mädchen aus Eifersucht erschlagen 

Am 1. Oktober schlug ein Wagner-Kämpfer ein vierjähriges Mädchen zu Tode. Kurz zuvor war er auf Urlaub in seine Heimatstadt Lipezk zurückgekehrt. Am ersten Sonntag des Oktobers geriet er aber mit seiner Frau in Streit. Der 31-jährige Wladimir schlug zunächst auf seine Frau ein. Anschließend griff er das vierjährige Mädchen an – ihre Tochter aus erster Ehe. Der Grund für den Wutausbruch war auch in diesem Fall Eifersucht: allerdings auf keinen Mann, sondern auf das kleine Mädchen. Der Wagner-Söldner warf seiner Frau vor, ihre Tochter aus erster Eher zu bevorzugen und die gemeinsamen Kinder stattdessen zu vernachlässigen. 

Der Mutter gelang es, einen Krankenwagen zu rufen. Um 18 Uhr trafen an diesem Sonntagabend Polizeibeamte zusammen mit den Ärzten in der Wohnung der Familie ein. Der Mann wurde festgenommen. Er leistete keinen Widerstand und gab zu, seiner Frau und dem Kind schwere Körperverletzung zugefügt zu haben. Das Mädchen starb noch vor Ort an seinen Verletzungen.

"Ich habe meine Nachbarin oft auf dem Kinderspielplatz gesehen. Das ganze Haus hat gewusst, dass ihr Mann im Dienst der Wagner-Truppe steht", erzählte eine Nachbarin nach dem Vorfall dem russischen Blatt "Moskowskij Komsomolez". "Wir machten uns schreckliche Sorgen um sie – schließlich ist sie Mutter vieler Kinder. Er hat den Vertrag wegen des guten Gehalts unterschrieben. Wo sonst kann man in Lipezk so viel Geld verdienen? Er wollte seiner Familie helfen, eine Wohnung kaufen. Während der vier Monate, die er in der Kampfzone war, hat er sich aber sehr verändert. Ich wollte ihm lieber nicht begegnen. Von ihm ging eine gewisse Gefahr aus", berichtete die Nachbarin der Familie. 

Bruder zündet schlafende Schwester an 

Am 28. September zündete in der Stadt Sawolschje unweit von Nischni Nowgorod ein ehemaliger Wagner-Söldner seine eigene Schwester an. Vor Gericht gab Oleg G. an, sie hätten zusammen Alkohol getrunken und er sei wegen "einer Nichtigkeit" mit ihr in Streit geraten. Er habe gewartet bis seine Schwester schläft, habe sie dann mit Benzin übergossen und angezündet. Danach sei er in einem anderen Zimmer zu Bett gegangen. Doch das Feuer breitete sich im Haus aus, er verbrannte sich die Hände. Die Frau starb noch vor Ort. Oleg G. wurde ins Krankenhaus gebracht.

Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein Strafverfahren wegen Mordes mit besonderer Grausamkeit. Der ehemalige Wagner-Kämpfer gab zu, seine Schwester angezündet zu haben. "Sie hat mich verrückt gemacht. Es ist einfach passiert", antwortete der Angeklagte den Reportern auf die Frage, warum er seine Schwester getötet habe. 

Der Mordprozess ist nicht der erste in der Biografie von Oleg G. Letztes Jahr wurde er bereits wegen Mordes verurteilt. Während eines Handgemenges hatte er mit einem Messer mindestens zwölf Mal auf einen Bekannten eingestochen. Doch damit hatte er sich nicht begnügt: Er erwürgte den Mann mit einem Kesseldraht. Im März 2022 wurde er zu elf Jahren Haft verurteilt. Doch dank einer Begnadigung war der Mörder ein Jahr später wieder auf freiem Fuß.

Mann ersticht Frau vor den Augen der Kinder 

Vor einem halben Jahr erschütterte bereits ein anderer Mordfall die Stadt Sawolschje. Damals tötete ein Mann seine Frau vor den Augen ihrer Kinder. Während einer Feier stach Alexander M. seiner Frau ins Herz, die 34-Jährige starb noch an Ort und Stelle. Der Mann war als Freiwilliger in den Krieg gegen die Ukraine gezogen und war in der Heimat auf Urlaub.

Freund mit Besen misshandelt

In der Region Rostow kam es im vergangenen August zu einem schockierenden Gewaltverbrechen. Ein Wagner-Söldner traf sich nach seiner Rückkehr aus dem Kriegsgebiet mit einem Bekannten, berichten lokale Medien. Die Männer tranken zusammen Alkohol und bald kam es zu einem Konflikt. Dabei stach der Wagner-Kämpfer mehrmals seinem Freund in den Rücken. Als das Opfer am Boden lag, entkleidete ihn der Söldner und vergewaltigte ihn mit dem Stiel eines Besens. 

Der 43-Jähriger war aus einer Haftanstalt in die Reihen der Wagner-Truppe rekrutiert worden. Gegen ihn wurde nun ein Strafverfahren wegen "vorsätzlicher Zufügung schwerer Körperverletzungen" und Vergewaltigung eingeleitet.

In Russland führt der Weg in die Freiheit über Krieg

Es sind nur einige wenige der Verbrechen, die von den Wagner-Söldnern in den letzten Wochen begangenen worden sind. Der Weg in die Freiheit führte all diese Männer über den Krieg. Auf freien Fuß kommen Männer, die Blut an ihren Händen kleben haben. Erst Ende September wurde bekannt, dass Putin einen Mann begnadigt hat, der 2018 seine Freundin ermordet, ihren Körper zerstückelt und durch den Fleischwolf gedreht hatte. 2019 wurde er zu elf Jahren Haft verurteilt. 

Im November 2022 meldete er sich jedoch plötzlich aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine bei seiner Mutter, erzählte die Frau lokalen Medien. Nach einem halben Jahr in den Reihen der Wagner-Söldner habe er das Begnadigungsschreiben in den Händen gehalten und plane nun sein weiteres Leben in Russland. In seiner Heimatstadt hoffen derweil alle, dass er nie zurückkehrt. 

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