Der Krieg in der Ukraine läuft für Russland eher schlecht als recht. Wie schlecht, darauf deutet eine neue Personalie an der Militärspitze hin: Künftig wird Sergej Surowikin die gesamten Invasionstruppen befehligen – ein Posten, den es so lange nicht gegeben hat. Mutmaßlich werden die einzelnen Streitkräfte künftig koordinierter zusammenarbeiten, auch wenn die Armee weiterhin schlecht ausgestattet bleiben dürfte.

80 Raketen an Surowikins erstem Arbeitstag
Vor allem aber dürfte der 55-Jährige die Beförderung seinen speziellen Talenten verdanken: Er gilt als besonders brutal und skrupellos, sie nennen ihn "General Armageddon". So ließ er in Syrien unzählige Stadtviertel rabiat bombardieren und scheute auch nicht dafür zurück, Fassbomben über Krankenhäuser und Schulen abzuwerfen. An Surowikins erstem Arbeitstag feuerte Russland mehr als 80 Raketen auf ukrainische Städte ab.
Möglicherweise verkörpert der General einen neuen Kurs in der Kreml-Kriegsführung. Denn die Kritik an der miesen Performance der russischen Armee ist mittlerweile auch in den Talkshows des Landes Thema. Hardliner und Falken fordern eine weitere Eskalation der Kämpfe. Präsident Wladimir Putin selbst, obwohl maßgeblich verantwortlich für einige Fehlentscheidungen, ist (noch) sakrosankt, nicht jedoch die Armeeführung, allen voran steht Verteidigungsminister und Putins Duz-Freund Sergej Schoigu in der Kritik.
Wer trägt in Russland welche Verantwortung?
Wohl auch um den Druck durch die harten Kriegstreiber abzufedern und sie gleichzeitig in die Verantwortung zu nehmen, machte der Präsident zudem jüngst seinen "Bluthund" Ramsan Kadyrow zum Generaloberst. Der Tschetschenen-Präsident fordert unverhohlen den Einsatz von Atombomben.
Die Beförderungen und Personalrocharden legen nahe, dass die Stimmung im Kreml alles andere als gut ist. Nur: Wer trägt jetzt welche Verantwortung, wer treibt wen vor sich her, welche Machtblöcke melden sich wo und wer hat was zu sagen? Eine Übersicht.
Quellen: Institut for Study of War, NTV, "Tagesspiegel", WDR, "Focus", RND, CNN, Bayerischer Rundfunk, Express.at, "Spiegel"