Die Mehrheit der Anrainerstaaten des Irak lehnt einen neuen Krieg ab und will bei einem Angriff der Amerikaner neutral bleiben. Dabei spielt die Sympathie für die islamischen Glaubensgenossen ebenso eine Rolle wie eigene Ängste vor der Dominanz der Amerikaner. Einzig der NATO-Partner Türkei und das 1990 vom Irak überfallene Kuwait unterstützen die USA.
KUWAIT:
Das Golfemirat Kuwait ist seit der irakischen Invasion im Sommer 1990 trotz aller Vermittlungsbemühungen der Arabischen Liga nicht zur Normalisierung der Beziehungen zu Bagdad bereit. Saddam Hussein hatte Kuwait damals als 19. Provinz des Irak annektiert. Seit der Befreiung durch alliierte Truppen im Frühjahr 1991 sind amerikanische Soldaten in dem ölreichen Land stationiert. Jüngste Attentate auf Amerikaner in Kuwait zeigen, dass nicht alle Bürger die pro-amerikanische Haltung des Herrscherhauses akzeptieren.
SAUDI-ARABIEN:
In Saudi-Arabien begann im Golfkrieg von 1991 der Aufmarsch der Alliierten. Für König Fahd war es als Hüter der heiligen islamischen Stätten von Mekka und Medina keine leichte Entscheidung, nicht-moslemische Soldaten ins Land zu lassen. Da er in Saddam Husseins Expansionismus auch eine Gefahr für sein Land sah, entschied er sich dennoch für eine Unterstützung der Operation "Wüstensturm". Während des Krieges feuerte die irakische Armee auch 35 Scud-Raketen in Richtung Saudi-Arabien ab. Heute sind die Saudis offiziell gegen einen Krieg. Sie befürchten Unruhen in der gesamten Region und halten das Regime in Bagdad für wenig gefährlich.
JORDANIEN:
Das Königreich Jordanien unterhält enge wirtschaftliche Beziehungen zum Irak. Nach dem Einmarsch der irakischen Truppen in Kuwait 1990 bemühte sich der damalige König Hussein um eine diplomatische Lösung und versprach Neutralität. Die alliierten Bombardements im Irak verurteilte er als "brutalen Angriff" auf eine moslemische Nation. Ein großer Teil der jordanischen Bevölkerung sind gebürtige Palästinenser, die mit Bagdad sympathisierten. Der heutige König Abdullah II. hat eine Beteiligung Ammans an einem neuen Irak- Krieg ausgeschlossen, hält sich aber mehr zurück als sein Vater.
SYRIEN:
Syrien unterstützte im Golfkrieg 1991 die Militäroperation der Alliierten und entsandte 20 000 Soldaten nach Saudi-Arabien. Für Präsident Hafis el Assad war es dabei wichtig, dass der damalige Präsident George Bush im Gegenzug eine Lösung des Nahost-Konflikts versprach. Syrien sah in seiner Beteiligung am Golfkrieg auch die Möglichkeit, seine Beziehungen zum Westen zu verbessern. Unter dem neuen Präsidenten Baschar el Assad haben sich die syrisch-irakischen Beziehungen deutlich verbessert. Syrien hat sich zwar gegen einen Angriff auf Bagdad ausgesprochen, dürfte sich im Kriegsfall aber wohl neutral verhalten.
IRAN:
Teheran blickt auf einen achtjährigen Krieg (1980-88) mit dem Irak zurück, in dem Hunderttausende Iraner starben, zum Teil durch chemische Waffen. Dennoch verhielt sich das Land im Golfkrieg 1991 neutral. Auch jetzt ergreift Präsident Mohammad Chatami weder Partei für die USA noch für den Irak: Teheran fordert einerseits Bagdad auf, mit den UN-Inspektoren zusammenzuarbeiten, wendet sich aber strikt gegen einen Angriff der USA auf ein islamisches Land. Iran fürchtet, als nächstes Land ins Visier der USA zu geraten.
TÜRKEI:
Vom südtürkischen Luftstützpunkt Incirlik aus wurden im Golfkrieg 1991 rund fünf Prozent aller Kampfeinsätze geflogen. Diesmal möchten die USA auch Bodentruppen über die Türkei gegen den Irak führen. Offiziell tritt Ankara für eine friedliche Lösung des Konflikts ein, hat den USA aber zugleich begrenzte Unterstützung für einen "international legitimierten" Militärschlag gegen Bagdad signalisiert. Ankara ist vor allem daran gelegen, die Entstehung eines Kurdenstaates im Nordirak zu verhindern. Außer negativen Folgen für Wirtschaft und Tourismus befürchtet Ankara, dass ein Krieg zu einem Machtvakuum im Nachbarland führen und die Stabilität der gesamten Region beeinträchtigen könnte.