Reaktor soll hochgefahren werden Nordkorea geht nächsten Schritt Richtung Atombombe

Nordkorea will einen Reaktor wieder in Betrieb nehmen - offenbar der nächste Schritt auf dem Weg zur Nuklearmacht. Beobachter fühlen sich hilflos. Bis 2016 könnte Pjöngjang Dutzende Atombomben bauen.

Nordkorea will seinen vor mehreren Jahren abgeschalteten Atomreaktor von Yongbyon wieder in Betrieb nehmen. Damit könnte das kommunistische Land seine Bestände an Plutonium zum Bau von Atomwaffen vergrößern. Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA meldete am Dienstag, Nordkorea werde die zum Teil abgerissene Anlage wieder aufbauen und neu starten. Der Schritt diene militärischen Zwecken und der Stromgewinnung. Zu dem Komplex gehören eine stillgelegte Anlage zur Uran-Anreicherung und ein Fünf-Megawatt-Reaktor. Nordkoreas Verbündeter China kritisierte die Ankündigung umgehend.

Der geplante Neustart der Anlage wurde bekannt, kurz nachdem Machthaber Kim Jong Un in einem Treffen mit der Führung der regierenden Arbeiterpartei Atomwaffen als Garant für die Souveränität des Landes bezeichnet hatte. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hatten sich zuletzt verschärft. Südkorea drohte dem kommunistischen Norden im Falle eines Angriffs mit einem massiven und raschen militärischen Gegenschlag. Zuvor hatte die Regierung in Pjöngjang seine Kriegsrhetorik gegenüber Südkorea und dessen Verbündeten USA verschärft. Den USA drohte Nordkorea mit einem Atomangriff.

Bis zu 32 Nuklearwaffen in den nächsten Jahren

Beobachter vermuten, dass Nordkorea ausreichend spaltbares Material hat, um bis zu acht Atombomben zu bauen. Das Institute for Science and International Security geht davon aus, dass der Norden der koreanischen Halbinsel bis 2016 über genug waffenfähiges Uran für 21 bis 32 Nuklearwaffen verfügt, wenn es auch die Zentrifuge in Yongbyon zur Uran-Anreicherung nutzt. Der Kühlturm der Anlage war 2008 in einer medienwirksamen Aktion in die Luft gesprengt worden.

Dass Nordkorea auf dem Weg zur Nuklearmacht ist, meint auch der CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz. Das Land sei bei seinem Bestreben kaum zu stoppen. "Ich fürchte, von diesem Weg, Nuklearmacht zu sein, wird sich Nordkorea kaum noch abbringen lassen", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Zwar werde die internationale Gemeinschaft dies versuchen. Aber: "Ich bin sehr skeptisch, ob das in diesem Fall gelingt."

Atombomben sind günstiger als eine riesige Armee

Die wirtschaftlichen Fähigkeiten des kommunistischen Landes reichten nicht mehr aus, um seine umfangreichen konventionellen Streitkräfte aufrechtzuerhalten wie bisher. "Es sind eine Million Mann unter Waffen. Das ist natürlich auch ökonomisch sehr teuer. Deshalb verlegt man sich stärker auch auf die nukleare Komponente." Dadurch wolle Nordkorea Prestige nach außen und Stabilität nach innen gewinnen, sagte Polenz.

Der außenpolitische Sprecher der SPD, Rolf Mützenich, sieht in dem Konflikt ebenfalls keine wirksamen Einflussmöglichkeiten von außen. Er nehme eine "fast verzweifelte Reaktion" Chinas wahr, sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag). Die Führung in Peking müsse offenbar feststellen, dass sie keinen Einfluss mehr auf ihren einstigen Schützling in Pjöngjang habe. Auch wenn es nicht zum angedrohten Atomschlag komme, sei ein militärischer Zusammenstoß nicht auszuschließen, sagte Mützenich. "Die Grenze zwischen Süden und Norden starrt nur so vor Soldaten und Waffen auf beiden Seiten."

Reuters
tkr/anb/AFP/Reuters