Rice-Nachfolge "Dad" wird neuer Sicherheitsberater

Stühlerücken im Weißen Haus: Nachdem die bisherige Sicherheitsberaterin Condolleezza Rice das Außenministerium von Colin Powell übernimmt, wird sie von ihrem Stellvertreter Stephen Hadley beerbt.

Er gilt als ausgeglichen, zurückhaltend und loyal. Stephen Hadley hat bereits vier US-Präsidenten außenpolitisch beraten. Nun beerbt der 57-jährige Jurist die Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, deren Stellvertreter er bislang ist. "Steve ist ein Mann von Weisheit und gutem Urteilsvermögen", sagte US-Präsident George W. Bush am Dienstag, als er die Ernennung verkündete. "Er hat mein Vertrauen."

Hadleys Rücktrittsgesuch lehnte Bush ab

Hadley, der im Weißen Haus auch als "Dad" bekannt ist, hat bislang überwiegend hinter den Kulissen agiert. Ungewollte Prominenz erlangte er im Sommer vergangenen Jahres, als er öffentlich die Verantwortung dafür übernahm, dass falsche Geheimdienstinformationen über den Irak Eingang ins Bushs Rede zur Lage der Nation fanden. "Die hohen Standards, die der Präsident gesetzt hat, wurden nicht erfüllt", sagte Hadley damals. Hadley entschuldigte sich bei Bush, sein Rücktrittsgesuch lehnte der Präsident ab.

Obwohl Rice ihren Stellvertreter und designierten Nachfolger als ihr Alter Ego bezeichnet, teilt er weder ihre ungewöhnliche Vertrautheit mit Bush noch ihre Ungezwungenheit in Fernsehtalkshows. Hadley gilt als kamerascheu und eher wortkarg. "Es wird Veränderungen im Stil geben, aber voraussichtlich keine großen Politikänderungen", sagt James Steinberg, der unter Bill Clinton stellvertretender Sicherheitsberater im Weißen Haus war, über den bevorstehenden Wechsel im Amt des Nationalen Sicherheitsberaters.

Kein politisches Schwergewicht

Auf seinem künftigen Posten ist Hadley Bushs Gewährsmann für außenpolitische Fragen. Er ist dafür verantwortlich, die Informationen und Empfehlungen einzuschätzen und zu filtern, die der Präsident benötigt, um eine außenpolitische Entscheidung zu treffen. Hadleys Stärke liege in seiner Fähigkeit, die Agenda des Präsidenten im Stillen umzusetzen, sagen Mitarbeiter.

Von einem politischen Schwergewicht, das der künftigen Außenministerin Rice, Vizepräsident Richard Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Paroli bieten kann, hätte Bush mehr profitiert, meint Lawrence Korb, der in der Regierung von Ronald Reagan Unterstaatssekretär im Verteidigungsministerium war. Hadley habe dieses Format nicht, er werde die Dinge nicht aufmischen. Aber wahrscheinlich, so Korb, habe Bush mit seiner Ernennung genau das im Sinn gehabt.

Anne Gearan, AP