19 Tage lang dauert nun der Krieg in der Ukraine. Ein Ende ist nicht in Sicht. Verzweifelte Gegenwehr der Ukrainer, der Unwille der eigenen Armee und schlechte Vorbereitung: Die Invasion, die nach geleakten Einsatzplänen innerhalb von zwei Wochen beendet sein sollte, wird für Wladimir Putin zum Fiasko. Je länger die "Sonderoperation" dauert, wie Putin seinen Krieg zu nennen befiehlt, desto gefährlicher wird für ihn die Lage in Russland selbst. Jeder Protest gegen seine Politik wird rigoros zum schweigen gebracht.
Anti-Kriegs-Demonstrationen: Mehr als 14.100 Festnahmen in Russland
Am vergangenen Sonntag wurden in Russlands erneut hunderte Demonstranten bei Anti-Kriegs-Protesten festgenommen. Bürgerrechtler zählten landesweit mehr als 800 Festnahmen. Insgesamt seien am Sonntag Demonstranten in mehr als 35 russischen Städten auf die Straßen gegangen, teilte die Organisation Owd-Info mit. Das russische Innenministerium hatte zuvor von etwa 300 Festnahmen bei den nicht genehmigten Kundgebungen allein in der Hauptstadt Moskau gesprochen. Aktionen gab es etwa auch in Wladiwostok im äußersten Osten Russlands und in Irkutsk am Baikalsee. Insgesamt wurden den Angaben von Owd-Info zufolge seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar mehr als 14.100 Menschen festgenommen.
Fotos und Videos zeigen, wie absurd die Staatsmacht um sich greift. Selbst Menschen, auf deren Plakaten nur Sternchen gezeichnet sind oder schlicht leer sind, werden abgeführt.
Eine Aktivistin in Moskau stellte sich mit einem kleinen Zettel vor das Historische Museum am Roten Platz, auf dem buchstäblich "Zwei Wörter" standen – in Anspielung auf den Slogan, der seit dem ersten Tag des Krieges, die Anti-Kriegs-Proteste in Russland begleitet: Njet Wojne, Nein zum Krieg. "Denken sie, ich werde festgenommen, wenn ich nur diese zwei Wörter sage?" fragt die Frau, bevor sich im nächsten Moment mehrere Polizisten auf sie stürzen. Doch die Situation wird noch sogar noch abstruser, als eine Frau sich offenbar zur Unterstützung Putins äußern möchte, auch abgeführt wird.
Der Willkür ausgeliefert
Wie mit den festgenommenen Demonstranten verfahren wird, zeigt eine Audioaufnahme, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Der 26-jährigen Moskauerin Alexandra Kaluzhskikh war es gelungen, ihr eigenes Verhör aufzunehmen. Sie war am 6. März in Moskau festgenommen worden. Auf der Aufnahme ist zu hören, wie ihr die Polizisten offen mit körperliche Gewalt und Stromschlägen drohen, sie auf Übelste beschimpfen und beleidigen, ihr Telefon wegnehmen und zerstören. "Ihr seid die Feindes des Volkes", sagt einer der Beamten über die Demonstranten.