Saddam-Stellvertreter Al Duri weiter auf der Flucht

Das Rätsel um die Identität eines in Tikrit festgenommenen Mannes ist gelöst: Es handelt sich nicht um den gesuchten Saddam-Stellvertreter Ibrahim al Duri, sondern um einen seiner Verwandten.

Der meistgesuchte Vertraute des irakischen Ex-Präsidenten Saddam Hussein, Issat Ibrahim al Duri, ist nach Regierungsangaben entgegen anders lautender Berichte weiter auf der Flucht. Eine medizinische Untersuchung habe ergeben, dass es sich bei dem kürzlich in Tikrit festgenommenen Mann nicht um al Duri handele, teilte das Innenministerium in Bagdad am Montag mit. Er sei aber mit al Duri verwandt und werde ebenfalls gesucht. Am Sonntag hatte es widersprüchliche Angaben der Regierung über eine angebliche Festnahme des engen Vertrauten Saddams gegeben.

Al-Duri war einer der Stellvertreter Saddams im Revolutionären Kommando-Rat. Auf der US-Liste der 55 meistgesuchten Personen des alten Regimes steht al Duri an sechster Stelle. Auf seine Ergreifung ist eine Belohnung von zehn Millionen Dollar ausgesetzt.

Minister der irakischen Übergangsregierung hatten die Gefangennahme des früheren Saddam-Vize Isset Ibrahim al Duri bekannt gegeben. Die US-Armee in Bagdad erklärte, der ehemalige Stellvertreter Saddam Husseins im Revolutionären Kommandorat befinde sich nicht im Gewahrsam der multinationalen Truppen. Auch der irakische Verteidigungsminister Hasem al Schalaan verneinte laut einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders al Arabija die Verhaftung.

Al Arabija hatte zunächst am Sonntagabend Staatsminister Kasim Dawud mit den Worten zitiert: "Isset al Duri ist festgenommen". Die irakische Nationalgarde habe jedoch ihre Teilnahme an einer möglichen Festnahme dementiert, berichtete der Sender.

Ein Polizeioffizier in Tikrit erklärte, Isset Ibrahim sei, ohne Widerstand zu leisten, festgenommen worden. Ein Sprecher des Verteidigungsminister hatte dagegen im arabischen Sender El Dschasira zuvor erklärt, bei der Festnahme seien 70 bewaffnete Getreue des ehemaligen Spitzenpolitikers getötet und rund 80 weitere seiner Anhänger festgenommen worden.

Isset Ibrahim, der an Leukämie leidet, sei aufgespürt worden, als er sich in einer Arztpraxis behandeln ließ. Er wäre der letzte Spitzenfunktionär des gestürzten Regimes von Saddam Hussein, der sich noch auf freiem Fuß befunden hätte.

Der Nachrichtensender CNN berichtete, ein Mitarbeiter des US- Verteidigungsministeriums habe Zweifel an den Berichten über die Festnahme geäußert. Bereits im vergangenen Jahr war die Festnahme des Saddam-Vizes fälschlich gemeldet worden. Im Büro des irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi hieß es: "Es ist eine sehr wichtige Person verhaftet worden, bei der vermutet wird, dass es sich um Isset Ibrahim el Duri handelt." Washington hatte auf den Saddam-Vize ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar ausgesetzt.

Der französische Außenminister Michel Barnier sagte am Sonntag in Paris, die Journalisten könnten trotz aller Schwierigkeiten auf eine Freilassung hoffen. Er habe Grund anzunehmen, dass die Reporter Christian Chesnot und Georges Malbrunot "bei guter Gesundheit sind und ein günstiger Ausgang möglich ist", sagte er.

DPA
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