Saudi-Arabien 244 Tote bei muslimischer Wallfahrt Hadsch

Bei einer Massenpanik während der alljährlichen Wallfahrt der Moslems, der Hadsch, sind im saudi-arabischen Mena mehr als 240 Pilger zu Tode getrampelt worden.

Die Pilgerfahrt Hadsch hat in diesem Jahr mehr als 200 Gläubige das Leben gekostet. Die Menschen wurden am Sonntag während der symbolischen Steinigung der Versuchung durch den Teufel zu Tode getrampelt, wie ein Sprecher des Hadsch-Ministeriums erklärte. Derzeit liege die Zahl der Todesopfer bei 244, sie könne angesichts vieler Schwerverletzter aber weiter steigen.

In dem Gedränge stürzten die Gläubigen und wurden daraufhin zu Tode getreten. "Die Zahl der getöteten Pilger wäre auf mehrere hundert gestiegen, wenn die Sicherheitskräfte nicht eingegriffen hätten", sagte Behördensprecher Ahmed el Raudan der Nachrichtenagentur AP.

Gefährliches Ritual

Die Steinigung des Teufels gilt als gefährlichstes Ritual für die Pilger, die Steine und Schuhe auf mehrere Säulen werfen und sie verfluchen. Sie bringen damit ihre tiefe Verachtung für den Teufel zum Ausdruck. Im vergangenen Jahr waren während der Zeremonie 14 Gläubige ums Leben gekommen. 2001 waren es 35 und 1998 sogar 180.

Scharfe Kritik an Terroristen

Vor den rund zwei Millionen Gläubigen des Hadsch hatte der oberste muslimische Geistliche Saudi-Arabiens, Scheik Abdul Asis el Scheik, am Samstag die Handlungen islamistischer Terroristen scharf verurteilt. El Scheik erklärte, ihre Angriffe gäben nur den Feinden einen Vorwand für Angriffe auf muslimische Staaten. An die Terroristen richtete er die Frage, wie sie denn glauben könnten, dass ihre Ziele heilig seien. Seine Predigt wurde auch live von vielen Millionen Muslimen in Saudi-Arabien und den Golfstaaten im Fernsehen verfolgt.

Keine Kämpfe unter Muslimen

El Scheik erklärte mit Bezug auf muslimische Opfer bei den Terroranschlägen, jeder Muslim sei des anderen Bruder. Kämpfe untereinander sollten vermieden werden. In rhetorischen Fragen sagte er: "Ist es ein heiliger Krieg, das Blut von Muslimen zu vergießen? Ist es ein heiliger Krieg, das Blut von Nichtmuslimen zu vergießen, die in einem muslimischen Land aufgenommen wurden? Ist es ein heiliger Krieg, den Besitz von Muslimen zu zerstören?"

Besuch des Berges Arafat

El Scheich äußerte sich anlässlich des zweiten rituellen Höhepunkts der alljährlichen Hadsch, dem Besuch des Berges Arafat. Die Pilger kamen von der Zeltstadt Mina. Zum Auftakt hatten die Pilger am Donnerstag mehrmals die Kaaba umrundet, ein schwarzes, fensterloses Gebäudes im Innenhof der Großen Moschee von Mekka. Bei ihren täglichen Gebeten richten sich Muslime in aller Welt auf die Kaaba aus. Mit dem Morgengebet am Berg Arafat, rund 20 Kilometer südwestlich von Mekka, setzen die Gläubigen die Zeremonie fort. Auf dem Arafat hat Prophet Mohammed der Überlieferung zufolge im Jahr 632 n.Chr. drei Monate vor seinem Tod seine letzte Predigt gehalten.

Jeder gläubige Muslim soll nach nach den Vorschriften des Korans einmal in seinem Leben an der Pilgerfahrt nach Mekka teilnehmen.

AP
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