Ungeachtet immer lauter werdender Rufe nach schärferen Sanktionen im Atomstreit will der Iran heute (Dienstag) mit der umstrittenen Urananreicherung beginnen. Am Montag hatte die Regierung in Teheran in einem Schreiben an die Internationale Atombehörde in Wien (IAEA) angekündigt, den nuklearen Brennstoff für einen medizinischen Forschungsreaktor in Teheran selbst herstellen zu wollen und dazu Uran in der Anlage Natans auf 20 Prozent anzureichern. Zugleich kündigte Teheran die Errichtung weiterer zehn Anreicherungsanlagen an. Die internationale Gemeinschaft - die den Iran verdächtigt, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomenergie an Nuklearwaffen zu arbeiten - reagierte besorgt. Die USA und Frankreich riefen zu Sanktionen auf.
Die IAEA sieht die Bemühungen um eine diplomatische Beilegung des Konflikts gefährdet: "IAEA-Generaldirektor Yukiya Amano nimmt diese Entscheidung mit Besorgnis zur Kenntnis, da sie laufende internationale Bemühungen um die Verfügbarkeit von nuklearem Brennstoff für den Teheraner Forschungsreaktor beeinflussen könnte", hieß es in der IAEA-Mitteilung. Die Weltgemeinschaft will, dass der Anreicherungsprozess nicht im Iran, sondern unter internationaler Kontrolle in Russland und Frankreich vorgenommen wird.
Für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen hatten die USA und die EU bereits mit verschärften Sanktionen gegen den Iran gedroht. Washington und Paris erhöhten am Montag den Druck. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Guido Westerwelle forderten einen schärferen Ton gegenüber Teheran. Israel fühlt sich durch das iranische Atomprogramm in seiner Existenz bedroht.
Der Leiter der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, kündigte an, sein Land werde binnen eines Jahres zehn neue Anreicherungsanlagen bauen. Schon im Vorjahr hatte der Iran Bedarf für zehn Anlagen angemeldet, doch wurden bisher erst fünf Standorte ausgewählt, wie es in Teheran hieß. Nach Angaben von Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast muss der Iran all seine technologischen Möglichkeiten nutzen, um den wachsenden Bedarf an nuklearem Brennstoff selbst zu erzeugen.
Teheran sei gezwungen, die Anreicherung selbst vorzunehmen, da es kein anderes Abkommen gegeben habe, meinte Salehi. "Wir sind weiter zu einem Abkommen über einen Austausch bereit, und wann immer eine Übereinkunft getroffen wird und sobald wir den Brennstoff aus dem Ausland erhalten, werden wir den Anreicherungsprozess stoppen", sagte er.