Terrorangst in Russland Bombenalarm in St. Petersburg

Trittbrettfahrer oder ernsthafte Bedrohung? Nach den Anschlägen von Moskau ist in St. Petersburg mehrmals Bombenalarm ausgelöst worden, tausende Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Kremelchef Dmitri Medwedew fordert unterdessen Präventivschläge gegen Terroristen im Nordkaukasus.

Nach den Bombenanschlägen in Moskau und Dagestan hat es am Donnerstag in St. Petersburg mehrmals Bombenalarm gegeben, tausende Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. "Wir haben drei anonyme Warnanrufe bekommen", sagte ein Polizeisprecher. Die Anrufer hätten gesagt, dass in zwei Bahnhöfen, zwei Einkaufszentren und einer Kirche Bomben gelegt worden seien.

Bei den Anschlägen in der Moskauer U-Bahn hatten zwei Selbstmordattentäterinnen am Montag 39 Menschen mit in den Tod gerissen. In der russischen Kaukasusrepublik Dagestan starben bei Selbstmordanschlägen am Mittwoch zehn Menschen, darunter neun Polizisten.

Präventivschläge gegen Terroristen

Nach den Selbstmordattentaten in der Moskauer Metro hat Kremlchef Dmitri Medwedew bei einem Blitzbesuch im Konfliktgebiet Nordkaukasus Präventivschläge gegen Terroristen gefordert. "Alle Staaten sollten im Anti-Terror-Kampf über eine Ausweitung ihrer Mittel nachdenken und wirksamere Schritte erwägen", sagte Medwedew in der Teilrepublik Dagestan. Zur Verhinderung eines "grausamen Attentats" dürften "vorbeugende Schläge gegen Terroristen" kein Tabu sein, betonte der Präsident. Medwedews Besuch wurde von der Explosion einer Autobombe in Dagestan überschattet, bei der zwei Menschen getötet wurden.

Medwedew forderte in der Hauptstadt Machatschkala ein härteres Vorgehen gegen Aufständische in der Region. In Dagestan waren erst am Vortag bei Bombenanschlägen zwölf Menschen getötet worden. "Die Liste der Kampfmaßnahmen muss erweitert werden", forderte Medwedew. "Wir werden alle Terroristenführer finden und bestrafen." Die Behörden im Nordkaukasus seien aufgerufen, enger mit muslimischen Geistlichen zusammenarbeiten, um Anschläge islamistischer Extremisten zu verhindern. Zudem sollte Rebellen, die sich vom bewaffneten Kampf lossagen, eine Ausstiegsperspektive gegeben werden, sagte Medwedew. Dagegen müssten "Hassprediger" isoliert werden.

Sondergesandter für den Nordkaukasus

Medwedew beauftragte seinen Sondergesandten im Nordkaukasus, Alexander Chloponin, Vorschläge zu neuen Wirtschaftsprogrammen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region zu unterbreiten. Armut und Arbeitslosigkeit gelten als Nährboden für den Extremismus in mehreren islamisch geprägten Teilrepubliken im Nordkaukasus. Bei Selbstmordanschlägen in Dagestan sowie am Montag in der Moskauer Metro starben seit Wochenbeginn mehr als 50 Menschen.

Mindestens eine der beiden Moskauer Attentäterinnen stamme aus einer Terrorgruppe in Dagestan, berichteten russische Medien unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Gruppe bereite unter anderem von der Teilrepublik Tschetschenien aus Selbstmordanschläge im ganzen Land vor. In mehreren russischen Städten wurden am Donnerstag weitere Opfer der Anschläge zu Grabe getragen. Zu den Terrorakten in der Metro hatte sich der tschetschenische Terroristenführer Doku Umarow per Video bekannt. Russlands Staatsfeind Nummer eins will den Nordkaukasus gegen den Widerstand des Kreml zu einem unabhängigen islamischen Staat machen.

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DPA/AFP