Terrorismusexperte Tophoven "Amateurhafte Aktion"

Zwei Wochen nach den Anschlägen in London sind in der britischen Hauptstadt erneut vier Bomben explodiert. stern.de befragte den Terrorismusexperten Rolf Tophoven nach seiner ersten Einschätzung der Ereignisse.

Nur zwei Wochen nach den schweren Terroranschlägen in London haben sich erneut Explosionen in U-Bahnen und Bussen der englischen Hauptstadt ereignet. Im Unterschied zu den Anschlägen, die am 7. Juli 56 Tote und zahlreiche Verletzte forderten, waren die Explosionen nach Angaben der britischen Polizei deutlich kleiner und es gab scheinbar nur wenige Verletzte. Ein möglicher Täter soll verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden sein. Vermutlich explodierten nur Bombenzünder.

Terrorismusexperte Rolf Tophoven hält die Explosionen, die im Londoner Nahverkehr stattgefunden haben, nicht für die Taten einer terroristischen Organisation. "Wenn die Informationen stimmen, dass eine Nagelbombe explodiert und glücklicherweise nur wenige Verletze zu beklagen sind, dann handelt es sich eher um eine amateurhafte Aktion", sagte Tophoven zu stern.de. Das Tatmuster sähe eher Einzeltätern ähnlich, die in Folge der Anschläge vom 7. Juli das Ziel haben könnten, die Infrastruktur Londons lahm zu legen und unter der Bevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten.

Sollte doch eine Terrororganisation die Explosionen ausgelöst haben, so wäre ein Anschlag auf dasselbe Ziel mit nur kurzem zeitlichem Abstand für al Kaida eher untypisch. Einen möglichen Strategiewechsel von extremistischer Organisationen wollte Tophoven mit dem jetzigen Informationsstand und zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht beurteilen.

Rolf Tophoven beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit dem Phänomen der Guerrilla und des Terrorismus. 1986 gehörte er zu den Mitbegründern des früheren Bonner Instituts für Terrorismusforschung, wo er sieben Jahre lang als stellvertretender Leiter tätig war. Seit 2003 ist er Direktor des neuen Instituts für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik.