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In der ukrainischen Armee herrscht offenbar Unzufriedenheit mit dem AMX-10-RC-Schützenpanzer aus Frankreich. Ein Bataillons-Kommandeur sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Kanone sei gut, trotzdem seien die hochmobilen, manchmal auch als "leicht" bezeichneten Panzer für Angriffe "nicht geeignet", wie der britische "Guardian" berichtet. Mit ihrer dünnen Panzerung könnten die Fahrzeuge demnach unterstützend eingesetzt werden, aber nicht an vorderster Front.
"Leider gab es bereits einen Fall, bei dem eine vierköpfige Besatzung im Fahrzeug gestorben ist", erklärte der Kommandeur die Problematik. "Es gab Artilleriebeschuss, eine Granate ist in der Nähe des Fahrzeugs explodiert. Die Splitter durchschlugen die Panzerung, dann detonierte die Munition im Fahrzeug."
Deutlich besser geeignet für den Einsatz an der Front sind demnach andere westliche Truppentransporter und Panzer, wie der amerikanische Schützenpanzer Bradley, der bei der ukrainischen Gegenoffensive regelmäßig in Kontakt mit russischen Truppen kommt. So wurden nach Angaben des niederländischen Portals Oryx, das ukrainische und russische Materialverluste dokumentiert und mit verfügbarem Bildmaterial verifiziert, in den vergangenen Wochen bereits 25 Bradley-Panzer bei russischen Angriffen zerstört oder beschädigt und zurückgelassen. Das wichtigste Waffensystem an Bord der Fahrzeuge schien aber in vielen Fällen überlebt zu haben, wie es Militärbeobachter beschreiben: die ukrainischen Soldaten.
"Ein perfektes Fahrzeug"
Nachdem Russland Anfang Juni offensiv mit Bildern mehrerer zerstörter Bradley- und Leopard-Panzer geworben hatte, erklärten ukrainische Soldaten zuletzt, dass sie ohne die westlichen Fahrzeuge vermutlich nicht mehr am Leben wären. "Wir wurden mehrfach getroffen", gab ein betroffener Bradley-Fahrer vor wenigen Tagen bei ABC News zu Protokoll. "Wären wir mit einem sowjetischen Schützenpanzer gefahren, wären wir vermutlich alle tot und ich würde nicht mehr hier stehen. Der Bradley ist ein perfektes Fahrzeug."
Der amerikanische Schützenpanzer wurde bei einem ukrainischen Angriff auf russische Stellungen demnach zuerst von einer Mörsergranate getroffen und anschließend von zwei Artilleriegeschossen. "Wir hatten fast alle eine Gehirnerschütterung und waren orientierungslos. Aber wir haben es rausgeschafft und konnten uns in Sicherheit bringen", erzählt der ukrainische Fahrer.
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Vor wenigen Tagen bestätigte auch der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow, dass sich die ukrainische Gegenoffensive derzeit noch "in einer Art Vorbereitungsphase" befinde und es bei den aktuellen Gefechten darum gehe, so viele Soldatenleben wie möglich für den Hauptangriff zu retten – anders als Russland, das seine Truppen bereitwillig in den Fleischwolf schickt, wie Resnikow erklärte.