Ukraine-Krise Merkel trifft Poroschenko zu Gesprächen in Kiew

Angela Merkel wird erstmals seit Ausbruch der Krise zu Gesprächen nach Kiew reisen. Unterdessen soll das ukrainische Militär 15 Opfer des Raketenangriffs auf einen Flüchtlingskonvoi geborgen haben.

Kanzlerin Angela Merkel reist an diesem Samstag zu ihrem ersten Besuch seit Ausbruch der Ukraine-Krise Ende 2013 nach Kiew. Neben einem ausführlichen Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko sei ein Gespräch mit Ministerpräsident Arseni Jazenjuk geplant, teilte das Bundespresseamt am Dienstag in Berlin mit. Voraussichtlich werde es auch einen Gedankenaustausch mit Bürgermeistern ukrainischer Städte geben. Im Zentrum werde die Lage in der Ukraine und das Verhältnis zu Russland stehen. Zudem werde es um konkrete Möglichkeiten zur Unterstützung der Ukraine gehen.

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Merkels Ukraine-Besuch gilt als heikel

Poroschenko hatte Merkel in einem früheren Telefonat zu dem Besuch eingeladen. Der Ukraine-Besuch der Kanzlerin gilt als heikel. Die Bundesregierung bemüht sich zusammen mit anderen westlichen Staaten um einen Waffenstillstand zwischen prorussischen Separatisten und Regierungstruppen sowie um eine wirksame Kontrolle der Grenze zu Russland. Die Kanzlerin hält seit langem #link;http://www.stern.de/politik/ausland/ukraine-krise-neue-gespraeche-zwischen-merkel-und-putin-2129316.html;telefonischen Kontakt zum russischen Präsidenten Wladimir Putin# und zu Poroschenko, konnte aber bislang keine echte Entspannung erreichen. Kiew wünscht sich Waffen vom Westen für den Kampf gegen die Separatisten. Die Außenminister der Ukraine und Russlands wollten noch im Laufe des Tages über eine Fortsetzung ihrer Krisengespräche entscheiden.

Einen Tag nach dem Besuch der Kanzlerin feiert die Ukraine am Sonntag ihren Unabhängigkeitstag. Poroschenko plant zum Jahrestag der Verabschiedung einer Unabhängigkeitserklärung vor dem Hintergrund der zerbrechenden Sowjetunion am 24. August 1991 eine Militärparade.

Erste Opfer des mutmaßlichen Raketenangriffs geborgen

Unterdessen soll das ukrainische Militär nach eigenen Angaben 15 Opfer des Raketenangriffs auf einen Flüchtlingskonvoi im Osten des Landes geborgen haben. Ein Militärsprecher sagte am Dienstag in Kiew, die Leichen seien am Montagabend gefunden worden. Die Suche nach weiteren Toten werde fortgesetzt. Bei der Attacke am Montag wurden nach Angaben des Militärs Dutzende Menschen getötet. Der Regierung in Kiew zufolge saßen in den Bussen Flüchtlinge aus der Stadt Luhansk, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Nach Angaben eines Militärsprechers sind viele der Opfer bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Die Ukraine wirft den prorussischen Separatisten vor, für die Tat verantwortlich zu sein, was diese allerdings bestreiten und den Regierungstruppen die Verantwortung zuwiesen. Ein Separatistenanführer deutete gar an, es habe den Vorfall gar nicht gegeben. Bilder von dem Zwischenfall gibt es bislang ebenso wenig wie eine Bestätigung von unabhängiger Seite. Das US-Außenministerium verurteilte die Tat, konnte aber nicht sagen, wer dafür verantwortlich war.

DPA · Reuters
mod/DPA/Reuters