Podcast "Die Lage – international" "Jeder kämpft für sich selbst": Mölling warnt vor Egoismus in der EU

Münchener Sicherheitskonferenz
Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr (l.) diskutiert mit seinem niederländischen Amtskollegen Mark Rutte und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf der Münchener Sicherheitskonferenz
© Björn Trotzki / Imago Images
Die Europäer müssen sich in der Ukraine-Politik enger abstimmen und entschlossener handeln, fordert Militärexperte Christian Möllling. Ansonsten nützt das vor allem einem.

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling  beklagt, dass Europa nicht zu einer gemeinsamen Antwort auf die Lage in der Ukraine finde. Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast "Die Lage – international“, bei der Münchner Sicherheitskonferenz sei nicht zu spüren gewesen, dass die Europäer zusammenfänden. "Es gab kein europäisches Signal“, sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Niemand habe sich mit irgendjemandem abgestimmt. Europa sei "alles in allem ein ziemlich zerhackter Laden, wo jeder gerade für sich selbst kämpft“. Dies nutze der Führung in Moskau. Als "Wahlkampfnummer“ der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die eine zweite Amtszeit anstrebt,  bezeichnete er den Vorschlag, einen EU-Verteidigungskommissar zu benennen.

Mölling machte aber deutlich, dass er trotz aller Schwierigkeiten noch die Chance sehe, der Ukraine zur Befreiung des Landes zu verhelfen. "Es ist immer noch möglich“, sagte Mölling. Allerdings gelte: "Die Handlungsoptionen werden risikoreicher – auch für uns." So gehe es etwa darum, Waffen und Munition aus Beständen der eigenen Streitkräfte abzugeben. 

Taurus-Lieferung könnte näherrücken

Vorsichtig optimistisch zeigte er sich zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. "Der höchste Souverän, das Parlament, hat die Geschäftsgrundlage konkretisiert", sagte er zu dem Beschluss des Bundestags, in dem weitreichende Waffensysteme für die Ukraine gefordert werden. Dies gebe dem Parlament die Möglichkeit, konkrete Handlungen von der Regierung zu fordern. "So versucht man, einen weiteren Ring um diese Regierung zu ziehen", analysierte er. "Da muss man noch ein paar Wochen warten, bis das Früchte tragen kann – nicht muss." Mölling warnte jedoch, dass die Effektivität der Waffe abnehme, wenn sie erst so spät geliefert werde, dass Russland Zeit haben, alternative Versorgungswege zur Krim zu schaffen.