Podcast "Ukraine – die Lage" Militärexperte Mölling glaubt, dass Russland deutlich besser auf ukrainische Offensive vorbereitet ist als zuletzt

Ein ukrainischer Panzer feuert
Ein ukrainischer Panzer feuert in der Nähe von Tschassiw Jar, dem Schauplatz heftiger Kämpfe mit den russischen Streitkräften
© Iryna Rybakova / AP / DPA
Nach Beginn der ukrainischen Bodenoperationen erwartet der Sicherheitsexperte Christian Mölling keinen "Sprint wie im vergangenen Sommer, als die Invasoren große Gebiete in der Region Charkiw fast kampflos aufgegeben hatten". Das sagte er im stern-Podcast.

Nach dem Beginn der ukrainischen Offensive erwartet der Sicherheitsexperte Christian Mölling einen erbitterten Kampf um die Befreiung der russisch besetzten Gebiete. Mölling sagte im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", Russland sei jetzt deutlich besser auf den Vorstoß ukrainischer Einheiten vorbereitet als im vergangenen Sommer, als die Invasoren große Gebiete in der Region Charkiw fast kampflos aufgegeben hatten.

"Ich würde nicht damit rechnen, dass es nochmal so einen Sprint geben wird", sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Wenige Tage nach Beginn der Offensive habe er den Eindruck, dass die Ukrainer vorankämen. Dies sage aber noch nichts über ihre Fähigkeit, zu ihrem mutmaßlichen Ziel – dem Asowschen Meer – vorzustoßen. Ob dies gelingen werde, "lässt sich nach dieser kurzen Zeit überhaupt nicht sagen". Entscheidend sei auch, ob es der russischen Seite möglich sei, ihre Front und die besetzten Gebiete zu versorgen. Dazu verwies Mölling auf Angriffe gegen Eisenbahnlinien und andere für die Logistik wichtigen Ziele. 

Mölling: Ukraine Offensive entscheidet, "wie die politischen Würfel auch in Moskau fallen"

Für den weiteren Verlauf des Krieges hat die Offensive nach Ansicht des Experten große Bedeutung. "Dieser Schritt, wo es um die große Rückeroberung  und auch die Bedrohung der Krim geht, entscheidet danach, wie die politischen Würfel auch in Moskau fallen", sagte er.

Wichtig sei auch die Unsicherheit über die langfristige Haltung der USA angesichts der im nächsten Jahr anstehenden Präsidentschaftswahlen. "Das rechnet zur Zeit jeder mit", sagte er. Mit der jetzt beginnenden Offensive werde aber nicht alles vorbei sein. Es sei denkbar, dass der Krieg noch Jahre dauern werde. 

Als zunehmend gefährdet nimmt Mölling die innere Ordnung Russlands wahr. Er erwartet auch mit Gewalt geführte Auseinandersetzungen um die "gewaltsame Umschichtung des gesellschaftlichen Wohlstands". Dabei sieht er auch die zahlreichen privaten Söldnertrupps als mögliche Akteure. "Es geht zumindest nicht primär um politische Kontrolle, sondern um privaten Reichtum", erläuterte er. "Wir haben es mit Privatkriegen zu tun, die dann stattfinden auf russischem Territorium."

yks