UN-Einsatz Olmert fordert Führungsrolle Italiens

Israel wünscht sich Italien an der Spitze der UN-Friedenstruppe. Die Italiener sollen die Grenze zwischen Libanon und Syrien überwachen. Derweil starten deutsche Flugzeuge mit Hilfslieferungen in die Krisenregion.

Italien soll nach Vorstellung des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert bei der internationalen Friedenstruppe Unifil die Führungsrolle übernehmen. Wie italienische Medien am Sonntagabend berichteten, habe Olmert in einem Telefongespräch mit dem italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi gebeten, auch Soldaten für die Überwachung der Grenze zwischen dem Libanon und Syrien zur Verfügung zu stellen. Nach israelischer Darstellung werden Waffen für die radikalislamische Hisbollah über Syrien eingeschmuggelt. Auch der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora sprach sich nach italienischen Medienangaben für eine herausgehobene Rolle Roms bei der UN-Truppe aus.

Der italienische Koalitionspolitiker Piero Fassino sagte in Zeitungsinterviews, wenn die Vereinten Nationen Italien aufforderten, die Führungsrolle zu übernehmen, werde sich Rom nicht verweigern können.

Internationaler Einsatz zur Entwaffnung der Milizen

Im Konflikt um die Entwaffnung der Hisbollah wollen sich die Vereinten Nationen um eine diplomatische Lösung bemühen. Zum Abschluss eines zweitägigen Besuchs im Libanon sagte der UN-Gesandte Terje Roed-Larsen am Sonntag in Beirut, Ziel sei eine Situation, "in der alle derartigen Milizen aufgelöst und entwaffnet sind". Roed-Larsen lobte die zügige Stationierung libanesischer Soldaten im Süden des Landes. Dies zeige, dass die Regierung in Beirut nun die Verantwortung für das gesamte Territorium übernehme. Jetzt komme es darauf an, den seit einer Woche wirksamen Waffenstillstand auf Dauer zu sichern und zum Ausgangspunkt für eine dauerhafte Friedensregelung in der Region zu machen.

Der libanesische Ministerpräsident Siniora rief die Welt zur Hilfe beim Wiederaufbau seines Landes auf. Er sprach von Kriegsschäden in Milliardenhöhe. Das Land erhielt bereits 800 Millionen Dollar Nothilfe von Kuwait und 500 Millionen Dollar von Saudi-Arabien. Schweden will am 31. August eine Geberkonferenz ausrichten, zu der nach Angaben des Außenministeriums in Stockholm Vertreter von 60 Regierungen und Organisationen eingeladen wurden.

Deutsche Flugzeuge starten Richtung Libanon

Die deutsche Luftwaffe beginnt am Montag mit ihren humanitären Hilfsflügen in den Libanon. Eine der beiden nach Amman in Jordanien verlegten Transall-Maschinen werde zwei Tonnen Zelte, die die Vereinten Nationen dort eingelagert haben, nach Beirut transportieren, teilte die Luftwaffe am Sonntag in Köln mit. Die zweite nach Amman verlegte Transall sei inzwischen nach Larnaka auf Zypern weitergeflogen. Sie werde auf Bitten der Vereinten Nationen die Luftbrücke unterstützen, die von dort aus nach Beirut eingerichtet werden soll. Es sollen gut 60 Tonnen UN-Hilfsgüter wie Medikamente, medizinische Ausrüstung und Nahrungsmittel nach Beirut befördert werden.

Israel verstößt gegen Resolution

"Tief betroffen" hatte sich UN-Generalsekretär Kofi Annan am Wochenende über den Bruch der Waffenruhe durch eine israelische Kommandoaktion gezeigt. Israelische Elitesoldaten hatten sich am Samstag bei einer Luftlandeoperation in Ostlibanon Schießereien mit der radikal-islamischen Hisbollah geliefert - drei "Gotteskrieger" und ein israelischer Offizier wurden getötet.

Die UN-Friedenstruppe Unifil habe neben der israelischen Kommandoaktion mehrere Verstöße durch israelische Militärflugzeuge gegen die Resolution über das Ende der Feindseligkeiten festgestellt, hieß es in einer Mitteilung der Vereinten Nationen. Alle diese Verletzungen gefährdeten die "brüchige Ruhe", die nur durch lange Verhandlungen erreicht worden sei. Auch beschädigten sie die Autorität der libanesischen Regierung. Annan rief die Konfliktparteien nachdrücklich auf, das Waffenembargo zu respektieren.

Israel rechtfertigt Bruch der Waffenruhe

Ein israelischer Militärsprecher sagte, der Einsatz habe dazu gedient, den Schmuggel von Waffen aus Syrien oder dem Iran zu unterbinden. Dies sei auch gelungen. Israelische Minister kündigten an, Einsätze gegen Waffenlieferungen an die Hisbollah sollten fortgesetzt werden.

Der libanesische Ministerpräsident Siniora warf Israel bei einer Besichtigung der zerbombten Vorstädte Beiruts "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vor. "Dies ist ein krimineller Akt, der Israels Hass und Zerstörungswut gegen den Libanon und die Einheit des Landes zeigt", sagte er am Sonntag.

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