"Ich glaube sicher sagen zu können, dass wir auf der Basis des von uns vorgelegten US-Textes eine positive Bewegung in Richtung einer größeren Übereinstimmung im Rat sehen", sagte der UNO-Botschafter der USA, John Negroponte, am Mittwochabend. Der gegenwärtige Ratspräsident hatte die für Mittwoch geplante Abstimmung auf Donnerstag 16.00 Uhr MESZ verschoben. Kurz zuvor hatte Russland erklärt, nicht über den Entwurf abstimmen zu wollen, das es sich am Donnerstag mit Deutschland und Frankreich beraten wollte. Die Länder haben Vorbehalte gegen den Entwurf geäußert, von dem sich die USA eine breitere militärische und finanzielle Unterstützung ihres Irak-Einsatzes erhoffen.
Telefonkonferenz
Nach Angaben der Bundesregierung wollten Bundeskanzler Gerhard Schröder, Frankreichs Präsident Jacques Chirac und Russlands Präsident Wladimir Putin am Donnerstagmittag in einer Telefonkonferenz über ihre Haltung zu dem Entwurf beraten. Die drei Länder hatten am Dienstag Änderungen zu dem US-Entwurf vorgelegt. Sie hatten jedoch dabei auf ihre Forderung verzichtet, innerhalb von fünf Monaten eine provisorische Regierung im Irak zu bilden. Diese Forderung hatten die USA entschieden abgelehnt. Deutschland, Frankreich und Russland haben sich zudem für eine starke Rolle der UNO beim Wiederaufbau des Irak eingesetzt.
Diplomaten sagten, trotz der Vorbehalte könnten die USA auf die Unterstützung Russlands zählen und auch Deutschland neige zu einer Zustimmung zu dem US-Entwurf. Die USA hofften, die Zustimmung von 14 der 15 Ratsmitglieder zu erhalten und dass nur Syrien dagegen stimme, verlautete aus US-Regierungskreisen. Der chinesische UNO-Botschafter Wang Guangya begrüßte die Änderungen am ursprünglichen Entwurf. "Ich denke, unsere Einstellung ist immer positiver geworden."
Bush unter Druck
Der von Großbritannien, Spanien und Kamerun unterstützte US-Entwurf sieht vor, dass der von den USA im Irak eingesetzte provisorische Regierungsrat bis zum 15. Dezember einen Zeitrahmen für die Erstellung einer Verfassung und für Wahlen festlegt. Die UNO würde einer multinationalen Truppe im Irak zustimmen, die unter dem Kommando der USA stünde. US-Präsident George W. Bush steht angesichts der beinahe täglichen Angriffe auf US-Soldaten und der Milliardenkosten des Einsatzes innenpolitisch unter erheblichen Druck, sich um internationale Unterstützung für den Wiederaufbau des Irak zu bemühen.