Der US-Untersuchungsausschuss zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hat dem US-Bundeskriminalamt FBI und Justizminister John Ashcroft erhebliche Versäumnisse vorgeworfen. Ashcroft habe die Kriminalitätsbekämpfung wichtiger genommen als die Terrorabwehr, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht des unabhängigen Gremiums. Dem FBI wurden Mängel bei der Informationsbeschaffung und bürokratische Hemmnisse angelastet.
Ashcroft: Keine Kooperation der Dienste
Ashcroft widersprach den Vorwürfen und meinte bei seiner Vernehmung vor dem Ausschuss, die USA seien lange blind gegen die Terrorgefahr gewesen. Es habe kaum Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsdiensten gegeben. Es seien "Mauern zwischen den Diensten (...) und zwischen verschiedenen Abteilungen der Dienste" Jahre vor dem Amtsantritt von US-Präsident George W. Bush gezogen worden.
Angrif auf Clinton-Regierung
Indirekt machte Ashcroft Ex-Präsident Bill Clinton für Mängel im Kampf gegen den Terrorismus verantwortlich. Die Clinton-Regierung sei "fast ein Jahrzehnt lang blind gegen die Feinde" gewesen. "Unsere Agenten waren durch die von der Regierung errichteten Mauern isoliert, gefesselt von Einschränkungen und Restriktionen und technisch völlig unzureichend ausgestattet" gewesen, meinte Ashcroft. Er habe kurz nach seinem Amtsantritt dafür gesorgt, dass US-Agenten erlaubt wurde, El-Kaida-Chef Osama bin Laden nicht nur zu fangen, sondern notfalls auch zu töten.
FBI-Chef: zu wenig Geld
Der frühere FBI-Chef Louis Freeh räumte in seiner Aussage Schwachstellen vor allem wegen eines Mangels an Geld und Personal ein. Gemessen an den bescheidenen Mitteln - nur dreieinhalb Prozent des gesamten US-Budgets zur Terrorabwehr - habe das FBI ein "sehr effektives Programm" gehabt. Als einen der Fehler vor den Anschlägen vom 11. September nannte Freeh, der von 1993 bis Juni 2001 FBI-Chef war, mangelnden Informationsaustausch zwischen den Diensten.
Ausschuss: FBI habe Gefahr nicht erkannt
Auch der Ausschuss lastet in seinem Zwischenbericht den Diensten und der Regierung an, Hinweise auf mögliche Anschläge in den USA nicht erkannt oder nicht verknüpft zu haben. Das FBI sei ungenügend auf die neue Herausforderung durch El Kaida vorbereitet gewesen. So hätten vor dem 11. September nur rund sechs Prozent aller FBI- Agenten auf dem Gebiet der Terrorabwehr gearbeitet.
George Bush weicht aus
US-Präsident Bush äußerte sich auf einer Pressekonferenz im Weissen Haus nur indirekt zu den Anschuldigungen der Untersuchungskommission, die Regierung habe Terrorwarnungen nicht ausreichend Beachtung geschenkt.
Der US-Präsident vermied es dabei an mindestens zwei Stellen, sich bei Angehörigen der Opfer zu entschuldigen oder persönliche Verantwortung zu übernehmen. "Hätte ich irgend eine Ahnung gehabt, dass Leute Flugzeuge in Gebäude fliegen lassen würden, hätten wir Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um das Land zu schützen", sagt Bush.