Der US-Senat hat den ehemaligen Irak-Botschafter, John Negroponte, fast einstimmig als ersten Geheimdienstdirektor bestätigt. Für den Diplomaten und Sicherheitsexperten stimmten am Donnerstag in Washington 98 von 100 Senatoren. Zwei votierten gegen ihn.
Negroponte hatte zuvor eine umfassende Reform der Geheimdienste zugesagt. Das Sammeln von Informationen bis hin zu den Analysen solle qualitativ besser werden, sagte der 65-jährige Karrierediplomat während seiner Anhörung im Senat. Es müsse sichergestellt werden, dass die politischen Entscheidungsträger mit der Wahrheit konfrontiert würden.
US-Präsident George W. Bush hatte im Dezember vergangenen Jahres die umfassendste Reform der Geheimdienste seit über 50 Jahren in Kraft gesetzt. Damit wurde auch der Posten eines neuen Geheimdienstdirektors geschaffen. Negroponte soll künftig die Arbeit der 15 US-Geheimdienste und deren Haushalte beaufsichten. Die Geheimdienste sollen außerdem nicht wie bisher konkurrieren, sondern stattdessen stärker Informationen austauschen. Ferner ist die Einrichtung eines Zentrums zur Spionageabwehr für Operationen im In- und Ausland geplant.
Vor der Reform waren die US-Geheimdienste vor allem im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September 2001 und den angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak kritisiert worden. Die Untersuchungskommission zum 11. September hatte gravierende Mängel vor allem beim Informationsaustausch festgestellt.
Bush hatte Ende letzten Jahres ein Gesetz zum Umbau der Geheimdienste unterzeichnet. Zu der größten Reform des Sektors seit einem halben Jahrhundert zählt auch die Einrichtung des Geheimdienstkoordinators.
Bewegte Vergangenheit
Negroponte machte sich als US-Botschafter bei den Vereinten Nationen einen Namen, bevor Bush ihn im Juni letzten Jahres kurz nach der Übergabe der Souveränität an die Iraker nach Bagdad entsandte. In den 80er Jahren war er US-Botschafter in Honduras, wo er eine zentrale Rolle bei der Unterstützung der Contras gegen die sandinistische Regierung im Nachbarland Nicaragua spielte. Die Kritik daran hatte seine Bestätigung als US-Vertreter bei den Vereinten Nationen um ein halbes Jahr verzögert.