Sollten die für Januar geplanten Wahlen in einem instabilen Umfeld stattfinden, sei das Atomarsenal gefährdet, sagte er der BBC. US-Vizeaußenminister John Negroponte forderte im Gespräch mit Musharraf dennoch erneut die Aufhebung des Notstands und die Freilassung politischer Gefangener. Das Notstandsrecht sei unvereinbar mit freien und fairen Wahlen. Bei der Sicherung der Atomwaffen haben die USA der "New York Times" zufolge Pakistan mit fast 100 Millionen Dollar geholfen.
Die Atomwaffen könnten nicht in falsche Hände fallen, "wenn wir politisch zurechtkommen", sagte Musharraf in dem Interview am Samstag. "Solange es das Militär gibt, wird den strategischen Anlagen nichts geschehen, wir tragen die Verantwortung und niemand stellt etwas mit ihnen an." Musharraf hat zwar zugesichert, dass die Wahlen bis zum 9. Januar stattfinden sollen. Wann er den Notstand aufheben oder Tausende festgenommene Oppositionelle und Anwälte freilassen wird, ließ er jedoch bislang offen.
Die USA haben bislang darauf gesetzt, dass Musharraf für eine sichere Kontrolle der Atomwaffen sorgt und einen Beitrag im Kampf gegen muslimische Extremisten leistet. Der Staats- und Militärchef hat sich mit der Ausrufung des Ausnahmezustands jedoch in eine weitgehende Isolation manövriert. Im Präsidialamt in Islamabad hieß es, die Amerikaner seien nervös bei dem Gedanken, Musharraf an der Spitze des Nachbarlandes von Afghanistan zu verlieren.
USA helfen Pakistan bei Sicherung des Nukleararsenals
Die USA haben einem Bericht der "New York Times" zufolge Pakistan mit einem Geheimprogramm in Höhe von 100 Millionen Dollar (68 Millionen Euro) geholfen, sein Nukleararsenal vor islamistischen Extremisten zu sichern. Die USA hätte unter anderem Sicherheitspersonal aus Pakistan in den USA ausgebildet sowie notwendige Ausrüstung geliefert, berichtete die Zeitung unter Berufung auf US- Regierungsvertreter. Allerdings gebe es in Washington zunehmend Zweifel, ob die Maßnahmen im Falle eines Sturzes von Militärmachthaber Pervez Musharraf tatsächlich ausreichten.
Pakistan verfügt nach Schätzungen über etwa 50 Atomsprengköpfe und entsprechende Trägerraketen. Die Möglichkeit, dass pakistanische Atombomben oder nukleare Forschungslabors etwa in die Hände von El Kaida fallen könnten, gilt in der US-Regierung als Alptraum. Seit der Verhängung des Ausnahmezustandes und dem Beginn der Unruhen in Pakistan wachsen laut Medienberichten in der US-Regierung Zweifel, ob Musharraf politisch überleben kann.
Zudem würden die Maßnahmen zur nuklearen Sicherheit durch die Weigerung Pakistans behindert, Details über seine Atomwaffen mitzuteilen, schreibt die "New York Times" weiter. Das Programm habe bereits nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begonnen, die Gelder dafür seien in einem Finanzposten des Bundesetats "versteckt" worden, heißt es weiter.
Allerdings hätten sich die USA nach einer längeren Debatte dagegen entschieden, Pakistan mit dem besonders effektiven PALS-System zu versorgen, mit dem amerikanische Atomwaffen über besondere Codes gesichert seien. Zudem sei ein geplantes Zentrum zum atomaren Sicherheitstraining in Pakistan noch immer nicht fertiggestellt.
Offiziell lasse die US-Regierung verlauten, dass das pakistanische Nukleararsenal gesichert sei. Die Zeitung zitiert etwa Stabschef Mike Mullen mit den Worten "Ich sehe derzeit keine Hinweise, dass die Sicherung dieser Waffen in Gefahr sein könnte, aber wir verfolgen dies mit großer Wachsamkeit."
Wie die "New York Times" weiter berichtet, hat sie bereits vor drei Jahren von dem Geheimprogramm erfahren. Das Blatt habe zunächst aber auf Bitten der Regierung in Washington auf eine Veröffentlichung verzichtet. Die Regierung begründete ihre Bitte damit, eine frühere Veröffentlichung hätte die Arbeiten zur Sicherung der pakistanischen Atomwaffen behindern oder erschweren können.
Reuters/DPA