Fast 18.000 Soldaten USA und Philippinen starten bislang größtes gemeinsames Militärmanöver – das steckt dahinter

US-Generalmajor Eric Austin und Marvin Licudin, Übungsleiter der philippinischen Armee
Schulter an Schulter: Generalmajor Eric Austin (r.), Übungsleiter der US Marine Corp, und Generalmajor Marvin Licudin, Übungsleiter der philippinischen Armee, bei der Eröffnungszeremonie einer gemeinsamen Militärübung
© Aaron Favila / AP / DPA
Der Zeitpunkt, um Tausende Soldaten den Ernstfall proben zu lassen könnte angesichts der jüngsten Spannungen wohl besser sein. Tausende Soldaten der philippinischen und US-amerikanischen Streitkräfte üben unter anderem im Südchinesischen Meer – erstmal auch mit scharfer Munition.

Inmitten wachsender Spannungen mit China haben die Philippinen und die USA ihre bisher umfangreichsten gemeinsamen Militärübungen begonnen. Hintergrund sind Chinas Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer sowie Militärmanöver vor Taiwan. Erstmals werden dabei auch Manöver mit scharfer Munition im Südchinesischen Meer abgehalten, das das benachbarte China nahezu komplett für sich beansprucht.

Es ist das erste Mal, dass das Balikatan-Manöver unter dem neuen philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. abgehalten werden. Marcos' Vorgänger Rodrigo Duterte hatte den Beziehungen zu China Priorität gegenüber jenen zu den USA gegeben. 

Worum geht es bei der gemeinsamen Übung?

Hintergrund der jährlich durchgeführten Balikatan-Übungen (übersetzt etwa: Schulter an Schulter) sind Chinas Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer sowie Militärmanöver vor Taiwan.

Im Mittelpunkt soll die See- und Küstenverteidigung stehen. Im Zuge des Manövers sollen Hubschrauber auf einer Insel nördlich der philippinischen Hauptinsel Luzon landen, die etwa 300 Kilometer von Taiwan entfernt ist. Zudem soll die Rückeroberung einer Insel mithilfe amphibischer Streitkräfte geübt werden. 

Die Trainings seien dazu gedacht, die Streitkräfte beider Länder darauf vorbereiten, "unter allen Umständen unverzüglich und effektiv auf jede Situation, jede Krise oder jeden Notfall zu reagieren", sagte der philippinische Militärchef Andres Centino zu Beginn der Übungen. Gleichzeitig sollten sie zum Frieden im Indo-Pazifik beitragen.

Bereits im Februar hatten die Philippinen den USA den Zugang zu weiteren vier Militärstützpunkten in dem Inselstaat zugesagt. Zuvor nutzten US-Streitkräfte bereits fünf philippinische Militärbasen.

Wieviele Soldaten nehmen an dem Manöver teil?

Insgesamt 17.600 Soldaten nehmen dieses Mal an teil, unter ihnen 12.200 aus den USA.

Wie lange dauert die Übung?

Die Manöver, bei denen auch Gefechtsübungen auf See mit scharfer Munition stattfinden, dauern bis zum 28. April.

Wo genau proben die Streitkräfte?

Balikatan 2023 wird in fünf Provinzen abgehalten, darunter Zambales und Palawan, die am Südchinesischen Meer liegen. Die Philippinen und andere Staaten streiten sich mit Peking über Hoheitsansprüche auf rohstoffreiche Meeresgebiete. China hat künstliche Inseln angelegt, um die Ansprüche zu untermauern und ist nicht bereit, einen internationalen Schiedsspruch zugunsten der Philippinen anzuerkennen. Ein weiterer Übungsort befindet sich in der Nähe von Taiwan. 

Wie reagiert China?

Der Zeitpunkt der Militärübung ist tatsächlich heikel – allerdings hat China selbst erst am Montag ein eigenes, dreitägiges Manöver beendet. Taipeh meldete am Dienstag jedoch erneut die Sichtung von neun chinesischen Kriegsschiffen und 26 Flugzeugen. Bei den Militärübungen wurden nach chinesischen Angaben unter anderem die Abriegelung der Insel und Angriffe auf dort gelegene "Schlüsselziele" geübt.

Peking betrachtet das unabhängig regierte Taiwan als Teil der Volksrepublik und droht mit einer Eroberung. Als Antwort auf die Visite von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen in den USA und ihre Gespräche mit dem Vorsitzenden des amerikanischen Abgeordnetenhauses, Kevin McCarthy, hatte China zuletzt großangelegte Manöver um Taiwan abgehalten.

China warnte, dass die Balikatan-Übungen sich nicht in Streitigkeiten um die umkämpften Gewässer einmischen dürften. Auch Chinas territoriale Souveränität, maritime Rechte und Sicherheitsinteressen dürften keinen Schaden nehmen, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin.

DPA · AFP
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