Die US-Truppen haben zur Eroberung von Tikrit angesetzt, der letzten Bastion des Saddam-Regimes im Irak. Nach einem Bericht des britischen Senders BBC haben Soldaten am Montagmorgen den zentralen Platz der Heimatstadt von Ex-Machthaber Saddam Hussein erreicht. Ein BBC-Korrespondent beim US-Oberkommando in Doha berichtete, die Soldaten seien bei ihrem Vormarsch in der rund 175 nördlich von Bagdad gelegenen Stadt nur auf begrenzten Widerstand gestoßen.
Schusswechsel in Bagdad
Im Zentrum Bagdads beschossen US-Marines in der Nacht vermeintliche Heckenschützen. Der Schusswechsel im Zentrum der irakischen Hauptstadt in der Nähe des "Palestine"-Hotels, in dem die meisten ausländischen Journalisten untergebracht sind, habe etwa zwei Stunden gedauert, berichtete CNN. Die Marines seien von Heckenschützen angegriffen worden und hätten aus schweren Maschinengewehren zurückgefeuert. Anschließend seien drei Verdächtige festgenommen worden, die jetzt verhört würden. Bei einem Schusswechsel in einem Vorort Bagdads seien nach ersten Berichten vier US-Soldaten verletzt worden.
Verlassene Panzer in Tikrit
Die US-Bodentruppen in Tikrit wurden nach dem Bericht des Reporters der kanadischen Zeitung "National Post", Matthew Fisher, in der Nacht aus der Luft unterstützt. Starke Verbände hätten bis kurz vor dem Morgengrauen abgewartet und seien dann vorgerückt. Unklar ist, auf welchen Widerstand sie in der Heimatstadt des entmachteten Diktators Saddam Hussein stoßen. Der arabische Fernsehsender El Dschasira berichtete, bereits am Sonntag seien viele irakische Soldaten und Milizionäre geflohen. CNN zeigte verlassene Panzer und das verwaiste Hauptquartier der bisher regierenden Baath-Partei.
Kein Waffenstillstand
Nach dem El Dschasira-Bericht waren Verhandlungen zwischen Stammesführern und US-Soldaten über einen Waffenstillstand offenbar gescheitert. 22 Stammesführer hätten angeboten, ihre Kämpfer würden die Waffen niederlegen, wenn die Amerikaner keine Plünderungen zuließen und keine kurdischen Kämpfer nach Tikrit einmarschieren ließen. Das Pentagon in Washington wollte Berichte über solche Verhandlungen weder bestätigen noch dementieren.
Wo ist Saddam Hussein?
Derweil bleibt das Schicksal von Saddam Hussein und der meisten seiner Gefolgsleute im Dunkeln. Es sei unklar, ob der entmachtete Diktator noch lebe, sagte US-Oberbefehlshaber Tommy Franks CNN. "Aber wir werden sie (die Vertreter des Regimes) bis zum Ende jagen - jeden einzelnen von ihnen". Der irakische Oppositionsführer Achmed Chalabi sagte dem Sender, es gebe Hinweise, dass sich Saddam mit Gefolgsleuten in der Nähe von Tikrit aufhalte.
Polizisten sollen wieder für Ordnung sorgen
In Bagdad will das US-Militär im Laufe des Tages seine Bemühungen verstärken, die anhaltenden Plünderungen in den Griff zu bekommen. Man hoffe, dass bald bis zu 3.000 Polizisten wieder im Dienst seien, sagte ein Sprecher. Im südirakischen Nasirija ist für diesen Dienstag nach Angaben des US-Außenministeriums ein erstes Treffen zur Bildung einer Übergangsregierung im Irak geplant. Chalabi, Vorsitzender des oppositionellen Irakischen Nationalkongresses (INC), sagte CNN, er wolle nicht persönlich an dem Treffen teilnehmen, sonder einen Vertreter schicken.