Jörg Haider hat es allen wieder gezeigt. Der 54- jährige Populist aus Österreich hat einmal mehr bewiesen, dass er in Bedrängnis am stärksten ist. Und er hat erneut das Dilemma seiner Freiheitlichen Partei (FPÖ) aufgezeigt: Dass nämlich die Partei ohne ihn nichts ist. Denn während Dank des massiven persönlichen Einsatzes des Landeshauptmannes (Ministerpräsidenten) Haider die FPÖ in Kärnten nicht nur stärkste Kraft blieb, sondern sogar leichte Gewinne verbuchen konnte, musste sie in Salzburg - wie auch schon bei allen anderen Wahlen in Österreich in den letzten beiden Jahren - schwere Verluste hinnehmen.
Totgesagte leben länger
Haider war in seiner politischen Karriere schon mehrmals totgesagt worden. Doch weder das Wegbrechen des liberalen Flügels in den frühen 90er Jahren noch sein berühmter Ausspruch von der "ordentlichen Beschäftigungspolitik im Dritten Reich" 1989 hat dem gebürtigen Oberösterreicher geschadet. Im Gegenteil: Zur Überraschung von Politologen und politischem Gegner ging der damals forsche Jungpolitiker immer gestärkt aus den jeweils nächsten Wahlen hervor.
"Der blaue Immer-wieder-Haider"
Das österreichische Massenblatt «Kurier» schreibt am Montag zu den Landtagswahlen des Vortages:
"Wer gegen Haider über die Negation hinaus nichts zu bieten hat, geht unter. Die Politik ist auch eine Frage der Alternative. Bei einem entsprechenden Angebot sind die Wähler selbst in einem konservativen Land bereit zum Wechsel. Das sind zwei Lehren aus den Landtagswahlen in Kärnten und Salzburg. Da wie dort ging es nur um Personen, Themen spielten keine Rolle. Sieger wurden zwei Solisten: Die resche Rote Gabi Burgstaller, sympathisch und nichts sagend, und der blaue Immer-wieder-Haider."
In Kärnten zählt keine Bundespolitik
Diesmal waren die Voraussetzungen andere gewesen. Haider hatte nicht von der Oppositionsbank aus die Mächtigen angreifen können. Seine eigenen Parteifreunde sitzen in Wien in der Regierung und haben die unpopulären Maßnahmen des Kabinetts von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) mitgetragen. Dafür wurde der FPÖ in Salzburg auch die Rechnung präsentiert. Haider dagegen hält sich in Kärnten aus dem bundespolitischen Tagesgeschäft weitgehend heraus und bringt stattdessen die FPÖ-Regierungsmannschaft in Wien lieber mit öffentlich geäußerten "Tipps" in Bedrängnis.
Für seine Anhänger glaubwürdig
Die Kärntner, denen er einen Landesvater zum Anfassen bietet, wo er auf keinem Volksfest fehlt und auch schon mal im Kärntner Kilt mit den Stammtischbrüdern Kärntnerlieder anstimmt, nahmen ihm ab, dass er noch immer für den "kleinen Mann, die Fleißigen und Anständigen" kämpft. "Er erledigt alles auf einmal, ist Regierung und Opposition zugleich", hieß es dazu beispielsweise am Montag in der Tageszeitung «Der Standard». "Er ist glaubwürdig mit der Politik der Bundesregierung nicht einverstanden und betreibt eine recht erfolgreiche Opposition gegen seine eigenen Parteifreunde", analysierten die «Salzburger Nachrichten».
Kanzler Schüssel gefordert
Doch damit ist auch Kanzler Schüssel gefordert. Erstmals regt sich auch in den eigenen Reihen leiser Widerstand gegen die Reformen in der Sozial-, Gesundheits- und Rentenpolitik, die oft Kleinverdiener hart trafen und mittels "Härtefonds" abgefedert werden mussten. Niederösterreichs ÖVP-Chef Erwin Pröll, ein erklärter Gegner der Koalition mit der FPÖ, tat den Unmut am Montagmorgen sogar via Radio kund. Mit dem abgewählten Salzburger Landeshauptmann Franz Schausberger verliert Schüssel einen wichtigen Vertrauten im Bundesparteivorstand. Der «Kurier» sieht daher so etwas wie eine Kanzlerdämmerung aufziehen: "Die Zeiten, in denen er im Parteivorstand unumstritten war, sind vorbei."