Bei Jahrespressekonferenz "Wer ist er schon?" – Das sagt Putin zu den Vergiftungs-Vorwürfen von Nawalny

Vor einer blau beleuchteten Weltkarte sitzt Russlands Präsident Wladimir Putin im Anzug und gestikuliert mit der rechten Hand
Russlands Präsident Wladimir Putin nimmt seit Monaten wegen der Pandemie nur äußerst selten Termine außerhalb der Residenz wahr
© Mikhail Klimentyev/Sputnik / AFP
Bei seiner Jahrespressekonferenz hat Russlands Präsident Wladimir Putin auch etwas zur Vergiftung des Kremlgegners Alexej Nawalny gesagt. Dabei spielte er die Bedeutung seines Kritikers herunter.

Der russische Präsident Wladimir Putin sieht keinen Grund für eine Vergiftung seines Gegners Alexej Nawalny. "Wer ist er schon? Wenn das jemand gewollt hätte, dann hätte er das auch zu Ende geführt", sagte der Kremlchef am Donnerstag bei seiner Jahrespressekonferenz. Putin reagierte damit auf Vorwürfe Nawalnys, ein "Killerkommando" des Inlandsgeheimdienstes FSB habe ihn vergiften sollen. Russlands prominentester Regierungskritiker hatte Putin für den Mordanschlag verantwortlich gemacht.

Der Oppositionelle hatte mehrere mutmaßliche FSB-Agenten namentlich und mit Foto in einem Video beschuldigt, sie hätten auf ihn im August einen Anschlag mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe verübt. Der chemische Kampfstoff ist international verboten.

"Das heißt nicht, dass man ihn vergiften muss"

Es handele sich hierbei um Material amerikanischer Geheimdienste, sagte der frühere FSB-Chef Putin. Er behauptete, US-Geheimdienste hätten Nawalny geholfen, die Behauptungen gegen russische Agenten aufzustellen. Der Kremlgegner hatte dagegen erklärt, die telefonischen Verbindungsdaten und Reiselisten von FSB-Mitarbeitern stammten von in Russland auf dem Schwarzmarkt käuflichen Dateien.

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Putin meinte nun, wenn Nawalny Zugriff auf solche Datensätze habe, dann sei das interessant. "Dann müssen ihn die Geheimdienste natürlich beobachten. Aber das heißt überhaupt nicht, dass man ihn vergiften muss", sagte er.

Nawalny will nach Russland zurückkehren

Nawalny war im August während eines Inlandsflugs in Russland zusammengebrochen. Nach einer Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk wurde er auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt. Der 44-Jährige will nach einer Reha-Maßnahme in Deutschland wieder nach Russland zurückkehren.

Putin sagte auch mit Blick auf jüngste Berichte zu seinem Privatleben und zu seiner Familie, dass dies gezielte Aktionen der US-Geheimdienste seien. "Es ist nicht möglich, das zu lesen", sagte er.