Israelischer Sicherheitsexperte Zukunft von Gaza: "Wir haben nicht viele Optionen. Zwei sind schrecklich. Die anderen kaum zu realisieren"

Israelische Soldaten im nördlichen Teil des Gazasteifens – dieses Foto wurde von der israelischen Armee (IDF) herausgegeben
Israelische Soldaten im nördlichen Teil des Gazasteifens – dieses Foto wurde von der israelischen Armee (IDF) herausgegeben
© AFP
Wer soll Gaza nach Ende des Kriegs regieren? Israel, so hatte es Benjamin Netanjahu angedeutet, könnte eine längerfristige Sicherheitspräsenz dort ausüben – was die USA ablehnen. Michael Milshtein ist von israelischer Seite einer der besten Kenner der Materie. Er ordnet ein.

Was wird nach einem Ende des Krieges mit dem Gazastreifen geschehen? Israels Premier Benjamin Netanjahu scheint noch immer keinen konkreten Plan zu haben. Erst sagte er am Montag, Israel werde das Gebiet besetzen, kurz darauf ruderte einer seiner Minister zurück und sprach davon, dass die israelische Armee dort eine "Sicherheitspräsenz" ausüben würde. Nicht nur in den USA, wo Präsident Joe Biden sich immer vehementer gegen eine Besetzung des Gazastreifens ausspricht, wächst die Kritik – auch in Israel selbst.

"Netanjahu macht einen großen Fehler. Er versteht nicht, dass wir endlich eine politische Lösung für den Gazastreifen brauchen", sagt der israelische Sicherheitsexperte Michael Milshtein. Er leitete bis 2018 die Abteilung für palästinensische Angelegenheiten beim israelischen Militärgeheimdienst und ist einer der besten Kenner der palästinensischen Gebiete in Israel. Gerade leitet er das Forum für Palästinastudien der Universität Tel Aviv. Er ist schwierig zu erreichen –auch er dient als Reservist im Armeeeinsatz.

Herr Milshtein, die israelische Armee ist ins Zentrum von Gaza-Stadt eingerückt und kontrolliert den Nordteil des Gazastreifens. Netanjahu hat erklärt, Israel wolle "für unbestimmte Zeit" die Verantwortung für Sicherheit im Gazastreifen übernehmen, um weitere Angriffe zu unterbinden. Was genau soll das heißen?
Netanjahu hat noch immer keinen Plan. Die Lektion des Terrorangriffs vom 7. Oktober ist ja gerade, dass es nicht mehr so weiter gehen kann. Was wir jetzt erleben, ist nicht nur eine weitere Wiederholung des Konflikts, der wie üblich mit einem löchrigen Abkommen oder einer dünnen Übereinkunft geflickt werden kann.

Wie dann?
Wir haben nicht viele Optionen. Zwei sind schrecklich. Die anderen scheinen mir gerade beinahe unmöglich zu realisieren.