Carla Hinrichs verteidigt sich vor Gericht selbst Sprecherin der "Letzten Generation" verurteilt

Carla Hinrichs sitzt auf der Straße und demonstriert.
Carla Hinrichs hat ihre Hand auf die Straße geklebt, um gegen die mangelnde Klima-Politik zu demonstrieren. Nun stand sie vor Gericht und wurde verurteilt. 
©  Sean Gallup/Getty Images
Carla Hinrichs, prominente Sprecherin der "Letzten Generation" stand wegen einer Klima-Klebe-Aktion aus dem vergangenen Jahr vor Gericht. Sie verteidigt sich selbst. Doch das hilft nichts: der Richter fällt ein hartes Urteil.

Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.de 

Diesmal gibt es keine spektakuläre Protestaktion vor Gericht: Beim Prozess um Carla Hinrichs, Sprecherin der "Letzten Generation", geht es am Donnerstag in Frankfurt gesittet zu. Anders als bei ihrem Klimaaktivisten-Kollegen Henning Jeschke, der sich bei seinem Prozess vor Gericht während der Verhandlung mit der Hand an einen Tisch geklebt hatte.

Vor Gericht steht die 26-Jährige, weil sie Einspruch gegen einen Strafbefehl aus dem Jahr 2022 eingelegt hatte. Am 12. April 2022 hatte sich Hinrichs zusammen mit anderen Klimaaktivisten auf einer stark befahrenen Straße im Frankfurter Bankenviertel auf der Straße festgeklebt. Mitten im Berufsverkehr entstand ein langer Stau. Hinrichs wird deshalb wegen Nötigung zu 60 Tagessätzen á 30 Euro verurteilt (also 1.800 Euro). Das will die ehemalige Jurastudentin nicht auf sich sitzen lassen, deshalb der Einspruch.

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Carla Hinrichs über Protest: "Jemand muss doch der Feueralarm sein, wenn unser Haus in Flammen steht!"

Vor Gericht hat sich die 26-Jährige selbst verteidigt. Dazu ist sie durchaus in der Lage, da sie selbst einmal Jura studiert hat, ihr Studium aber nach eigenen Angaben wegen ihres Engagements für die Klimagruppe unterbrochen hat. Einen Tag vor dem Prozess ist Hinrichs nervös, wie sie auf Twitter schreibt: "Nervös gehe ich ins Bett. Morgen verteidige ich mich das erste mal selber vor Gericht. Kein Anwalt, nur der Richter, Staatsanwalt & ich. Ich hoffe sehr, dass wir uns in dieser Krise des Rechtsstaates, wo alles auf dem Spiel steht, darin verbinden können #LetzteGeneration."

Doch das Hoffen Hinrichs auf einen für sie positiven Ausgang im Prozess hilft nicht: Auch wenn sie noch kurz vor dem Prozess ihre Entschlossenheit deutlich macht: "Jemand muss doch der Feueralarm sein, wenn unser Haus in Flammen steht!"

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Carla Hinrichs über Urteil: "Mich wird es nicht davon abhalten, weiter auf die Straße zu gehen,"

Der Richter verurteilt Hinrichs wegen Nötigung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Monaten Haft auf Bewährung und 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Die Bewährungsfrist beträgt drei Jahre. Also deutlich mehr, als den ursprünglich angedachten 1.800 Euro Strafe. Und: Sollte Hinrichs gegen ihre Bewährungsauflagen verstoßen, also beispielsweise noch einmal einen Strafbefehl durch eine Klebeaktion erhalten, könnte Hinrichs sogar eine Gefängnisstrafe drohen.

In einem Tweet äußert Hinrichs ihr Unverständnis gegenüber dem Urteil: "Urteil: eine Strassenblockade = 2 Monate Haft. Ich hab mein Herz auf gemacht, habe von der #Klimakatastrophe erzählt, wovor ich Angst habe. Der Richter hat seine Entscheidung bei "vollkommener Nüchternheit" getroffen. Jetzt erst recht: #Widerstand". In einem weiteren Tweet schreibt sie:" Der Rechtsstaat zerstört sich selbst."

Doch vom Klimaprotest abbringen wird auch die Aussicht auf Gefängnis Hinrichs vermutlich nicht. Die "Letzte Generation" wirbt in einem Video mit Hinrichs, das scheinbar nach dem Prozess aufgenommen wurde, sogar mit Hinrichs Verurteilung und will so weitere Menschen mobilisieren, sich dem Klimaprotest anzuschließen: "Mich wird es nicht davon abhalten, weiter auf die Straße zu gehen, weil ich weiß tief in mir drin, dass es das Richtige ist. Und ich frag mich echt wann du dazu kommst," erklärt die 26-Jährige entschlossen. 

jhe/rtl.de