"Wie stark ist der Judenhass in Deutschland?", wollte Frank Plasberg am Montagabend von seinen Gästen wissen. Wenige Tage nach dem Attentat von Halle sorgte jedoch nicht die Debatte an sich für reichlich Diskussionen, sondern der Teil der Sendung, in dem Zuschauermeinungen vorgelesen wurden. Das machte wie immer die "Zuschaueranwältin" Brigitte Büscher. Besonders zwei Postings erhitzten die Gemüter, weil viele Twitter-Nutzer darin Antisemitismus und eine Relativierung des Holocaust sahen. Diese Nutzer hätten sich mehr Einordnung der Aussagen durch die Redaktion und Moderator Frank Plasberg gewünscht und werfen "Hart aber fair" diese unkommentierte Abbildung vor.
Die beiden fraglichen Postings, über die sich die Twitter-Nutzer beschwerten, waren folgende: Zunächst schrieb ein Mann: "Wir haben nicht mehr 1939 und unsere Generation hat nix damit zu tun. Wir haben 2019 und genug neue Probleme auf der Welt und in Deutschland!" Danach wurde der Beitrag einer Frau vorgelesen, die schrieb: "Vielleicht sollte man allmählich das Judenthema etwas zurück nehmen, denn genau das schürt Hass. Wir wissen um unsere Vergangenheit, die Kinder bekommen es in der Schule auch eingetrichtert und gut ist's"
Nach der zweiten Aussage sagte Moderator Plasberg an die Gäste gewandt: "Ich weiß, dass Sie jetzt gerade schwer atmen, aber wir lassen das an dieser Stelle einfach mal stehen. Das ist eine Zuschauerdiskussion mitten aus Deutschland an einem Montagabend." Dafür wurde er auf Twitter scharf kritisiert. "Zeit"-Redakteur Lars Weisbrod postete ein kurzes Video davon und schrieb: "Das Attentat ist erst ein paar Tage her und 'Hart aber fair' sendet diesen antisemitischen Dreck quasi unkommentiert als 'Zuschauermeinung'. Was geht eigentlich bei euch im Kopf vor, Junge?" Der Beitrag wurde vielfach geteilt und geliket. Zahlreiche Nutzer kommentierten darunter, viele unterstüzten die Aussage des Redakteurs. Die Sendung antwortete Weisbrod bereits wenig später über den offiziellen Twitter-Account und verteidigte sich: "Dieser Post fand sofort eine adäquate Antwort und war eingebettet in eine kluge und intensive Diskussion. Ihn ohne die ganze Sendung zu diskutieren, ist falsch und unfair", hieß es.
Andere Zuschauer widersprachen den umstrittenen Postings
Tatsächlich hatte "Hart aber fair" beide Postings nicht alleine stehen gelassen, sondern jeweils als Teil einer Zuschauer-Diskussion vorgestellt. Nach der ersten Aussage, es sei nicht 1939 und wir hätten damit nichts mehr zu tun, wurde als Replik die eines anderen Zuschauers eingeblendet: "Wie viel wird damit zu tun haben, haben wir vor wenigen Tagen gesehen. Leben Sie hinterm Mond?" Nach der Aussage der Dame, unsere Schüler bekämen das "eingetrichtert" und "gut ist's", las Büscher vor: "Eingetrichtert? Was soll so eine Aussage? Nichts ist gut. Niemals!"

Viele Nutzer hätten sich jedoch von der Redaktion selbst eine Einordnung des Gesagten gewünscht und kritisierten die Sendung dafür. Zumal Plasberg zu Beginn der Zuschauer-Runde die Gäste durchaus mit ins Boot geholt hatte. Da war es zunächst um die Frage gegangen, ob die AfD eine Mitschuld an den Ereignissen von Halle trage. Nach den beiden konträren Postings dazu, hatte Plasberg anschließend die Gäste im Studio gefragt, was sie davon halten.