20 Wochen bei vollem Gehalt EU-Parlament will Mutterschutz deutlich verlängern

14 Wochen Mutterschutz - damit ist Deutschland gemeinsam mit Schweden und Malta Schlusslicht in der EU. Das EU-Parlament hat jetzt für eine europaweite Verlängerung auf 20 Wochen gestimmt. Widerstand dagegen kommt nicht nur aus Berlin.

Frauen in der EU sollen künftig mindestens 20 Wochen lang Mutterschutz bei vollem Lohnausgleich erhalten - sechs Wochen mehr, als dies bisher in Deutschland der Fall ist. Darauf zielt eine Richtlinie ab, die das Europaparlament am Mittwoch in erster Lesung verabschiedet hat. Die Neuregelung sieht auch einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub vor, ebenfalls bei vollem Gehalt.

Sowohl die Bundesregierung in Berlin als auch Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hatten sich gegen eine Ausweitung des Mutterschutzes auf 20 Wochen ausgesprochen. Die EU-Kommission hatte in ihrem Richtlinienentwurf 18 Monate vorgeschlagen.

Das Abstimmungsergebnis ist allerdings noch nicht endgültig. Es muss noch mit dem EU-Rat verhandelt werden. Bei den EU-Regierungen gibt es keine einheitliche Linie in dieser Frage.

Neben Deutschland haben auch Frankreich und Österreich Widerstand gegen eine Verlängerung des Mutterschutzes angemeldet. Eine Einigung in der Frage dürfte frühestens 2011 erreicht werden.

Wie lange gilt der Mutterschutz ... in Deutschland?

Mit 14 Wochen Mutterschutz ist Deutschland zusammen mit Malta und Schweden EU-weites Schlusslicht. Allerdings gibt es schon jetzt den vollen Lohnausgleich. Zusätzlich können Mütter und Väter Elterngeld beantragen, das maximal 1800 Euro über 14 Monate beträgt. Wegen dieser Sonderregel wehrt sich die Bundesregierung gegen Änderungen bei den EU-Mindeststandards.

... in Frankreich?

Die Babypause dauert regulär 16 Wochen bei vollem Lohnausgleich. Sie kann auf Anordnung des Frauenarztes um zwei Wochen verlängert werden. Ein solcher "pathologischer Mutterschutz" ist etwa bei Problemen während der Schwangerschaft oder einem Kaiserschnitt möglich.

... in Österreich?

Auch hier gilt der Mutterschutz 16 Wochen. Er verlängert sich bei Mehrlingsgeburten auf 20 Wochen. Der Lohnausgleich erfolgt über ein Wochengeld, das von der Sozialversicherung gezahlt wird.

... in Polen?

Der Mutterschutz beträgt 20 Wochen, bei Zwillingsgeburten 33 Wochen. Die Lohnfortzahlung ist nicht einheitlich gesetzlich geregelt.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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... in Großbritannien?

Die Babypause dauert in der Regel 26 Wochen bei einer Fortzahlung von zunächst 90 Prozent des letzten Gehalts. Der Mutterschutz kann auf 52 Wochen verlängert werden, ist dann aber unbezahlt. Väter können zwei Wochen bezahlte Elternzeit nehmen. Premierminister David Cameron nahm die Väterzeit als erster Regierungschef nach der Geburt seines vierten Kindes im August wahr.

... in Tschechien?

Tschechien und die Slowakei haben mit 28 Wochen den längsten regulären Mutterschutz in der EU. Bei Mehrlingsgeburten verlängert er sich auf 37 Wochen. Es gibt keine gesetzlich geregelte Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber, in der Slowakei aber einen Sozialausgleich.

DPA
sba/DPA/AFP