Interner Machtkampf eskaliert Lucke will die AfD nicht spalten, sondern "retten"

Die AfD zerfleischt sich in aller Öffentlichkeit, aber ihr Chef hat nach eigener Aussage nur das Beste für die Partei im Sinn. Doch mit seinem "Weckruf" sorgt Bernd Lucke intern für große Unruhe.

AfD-Chef Bernd Lucke hat Pläne zur Spaltung seiner Partei bestritten. Er plane weder die Gründung einer neuen Partei, noch betreibe er eine Initiative zum Massenaustritt aus der AfD, sagte Lucke in Straßburg. Dass er seine Anhänger in einem neu gegründeten Verein sammeln will, sei lediglich "der Versuch, die AfD zu retten". Die Partei sei "gefährdet durch Ausfransung an den Rändern", sie dürfe nicht weiter nach rechts abdriften.

Zur Stärkung seiner Position im internen Machtkampf bei der AfD hatte Lucke einen Verein namens "Weckruf 2015" gegründet und seine Anhänger zum Beitritt aufgefordert. Nach Informationen aus Parteikreisen sind binnen zwölf Stunden mehr als tausend AfD-Mitglieder dem Aufruf zum Beitritt gefolgt. Die Co-Vorsitzenden Frauke Petry und Konrad Adam hatten Luckes Zugang zum Mail-Verteiler der Partei daraufhin sperren lassen. Als sich Lucke beim Administrator der AfD beschwerte, blockierte dieser nach Angaben von Parteisprecher Christian Lüth bis auf Weiteres für alle den Zugriff auf die Mitglieder-Datenbank.

Showdown im Juni

Die intern zerstrittene AfD will auf einem Parteitag im Juni eine neue Führung bestimmen. Dabei dürfte es zum Showdown zwischen dem wirtschaftsliberalen Flügel, den Lucke vertritt, und dem konservativen Flügel kommen.

Gegner unterstellen Lucke, die Vereinsgründung als Druckmittel zu benutzen: Sie mutmaßen, Lucke könnte sich mit den Vereinsmitgliedern abspalten, sollte er auf dem Parteitag seinen Machtanspruch nicht durchsetzen können. Lucke bestritt dies in Straßburg. Sein Ziel sei lediglich, in der AfD eine "vernunftorientierte Politik" durchzusetzen. Er wolle seine Partei nicht als "Wutbürgerpartei" etablieren.

Dem Lager der Lucke-Anhänger gehören unter anderem der Vorsitzende des AfD-Landesverbandes in Baden-Württemberg, Bernd Kölmel, und der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, an. Der Kampf zwischen den Flügeln war in den vergangenen Wochen noch einmal eskaliert. Lucke auf der einen Seite und Vertreter des konservativen Flügels wie Frauke Petry und Alexander Gauland auf der anderen Seite überzogen sich öffentlich mit scharfer Kritik.

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tim/DPA/AFP