
Ein Silvestervideo mit Folgen
Nicht nur die Moral der Ampel zeigte Verschleißerscheinungen, sondern auch ihr Personal. Im Januar 2023 reichte Christine Lambrecht, SPD, ihren Rücktritt als Verteidigungsministerin ein. Lambrecht hatte zum wiederholten Male für schwere Irritationen gesorgt. In einem Silvestervideo auf Instagram bilanzierte sie – begleitet vom Zischen, Pfeifen und Knallen von Feuerwerk – das vom Krieg in der Ukraine geprägte Jahr 2022. "Mitten in Europa tobt ein Krieg", rief sie in den Raketen- und Böllerlärm. "Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte – viele, viele Begegnungen mit interessanten und tollen Menschen." Das war mindestens ungeschickt, für viele unsensibel und nicht mehr vermittelbar. Kanzler Olaf Scholz, der sich noch wenige Tage zuvor via Regierungssprecher hinter seine "erstklassige Verteidigungsministerin" gestellt hatte, nahm Lambrechts Rücktrittsgesuch wohl ohne große Gegenwehr an. Schon im April 2022 musste er Ersatz für Anne Spiegel, die grüne Familienministerin, suchen: Spiegel hatte nach massiver Kritik an ihrer Urlaubsreise kurz nach der Flutkatastrophe an der Ahr ihren Rücktritt erklärt
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