Im Fall des entlassen Brigadegenerals Reinhard Günzel hat der Verteidigungsexperte der SPD im Bundestag, Rainer Arnold, in der "Financial Times Deutschland" gefordert, zu prüfen, wie Günzel mit seiner Einstellung zum General aufsteigen konnte: "Es muss kritisch geprüft werden, wie ein Mensch mit einer solchen Denkstruktur Brigadegeneral wird - gerade in einer Eliteeinheit." Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Reinhold Robbe (SPD), sagte dem selben Blatt: "Wenn wir noch mehr solcher Leute in der Bundeswehrführung finden, dann haben wir ein Problem."
"Eine ausgezeichnete Ansprache"
Der Brief von Brigadegeneral Günzel im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
für Ihren Vortrag zum Nationalfeiertag bedanke ich mich sehr herzlich. Eine ausgezeichnete Ansprache, wenn ich mir dieses Urteil erlauben darf, wie man sie mit diesem Mut zur Wahrheit und Klarheit in unserem Land nur noch sehr selten hört und liest.
Und auch, wenn sich all diejenigen, die sich dieser Auffassung anschließen oder sie gar laut und deutlich artikulieren, von unserer veröffentlichten Meinung sofort in die rechtsradikale Ecke gestellt werden, können Sie sicher sein, dass Sie mit diesen Gedanken der Mehrheit unseres Volkes eindeutig aus der Seele sprechen.
Ich hoffe, dass Sie sich durch Anwürfe aus dem vorwiegend linken Lager nicht beirren lassen und mutig weiterhin Kurs halten.
Mit einem herzlichen Gruß
bin ich Ihr Reinhard Günzel, Brigadegeneral."
Lob für Entlassung
Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) ist für die Entlassung des Brigadegenerals Reinhard Günzel gelobt worden. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, nannte den Schritt beispielhaft. Der israelische Botschafter in Deutschland, Schimon Stein, sprach von einer "schnellen und richtigen Entscheidung". Struck hatte General Günzel am Dienstag wegen der Unterstützung antisemitischer Thesen entlassen.
Günzel war Kommandeur der Elitetruppe "Kommando Spezialkräfte" und damit einer der wichtigsten Bundeswehrgeneräle. Er stolperte über die Affäre um den CDU-Abgeordneten Martin Hohmann. Günzel hatte Hohmann für dessen als antisemitisch kritisierte Rede zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober ausdrücklich gelobt.
CDU soll sich von Hohmann trennen
Zentralratspräsident Spiegel sagte der Zeitung "Die Welt", Struck verdiene "volle Anerkennung, weil er so schnell reagiert hat". Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel solle sich daran ein Beispiel nehmen und sich nun von Hohmann trennen. Hohmann sollte aus Fraktion und Partei ausgeschlossen werden.
Der israelische Botschafter Stein sagte, er bedauere, "dass es nicht zum gleichen Verfahren bezüglich des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann kommen konnte". Es "sollte Anlass zum Nachdenken geben, dass 60 Jahre nach der Schoah Teile der deutschen Gesellschaft sich nicht vom traditionellen Antisemitismus befreit haben", fügte er im "Hamburger Abendblatt" hinzu.

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CSU verteidigt Günzel
Der CSU-Verteidigungsexperte und Bundestagsabgeordnete Hans Raidel hat sich vor den Bundeswehrgeneral Reinhard Günzel gestellt. Günzel sei "beim besten Willen kein Rechtsradikaler", sagte er der "Berliner Zeitung" vom Mittwoch. Günzel sei "ein Mensch mit Grundsätzen". Der CSU-Politiker Peter Gauweiler kritisierte die Entlassung des Generals im Berliner "Tagesspiegel": "Ein Anschiss hätte genügt."
Der Chef des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr hatte eine antisemitische Rede des CDU-Abgeordneten Martin Hohmann laut ZDF-Bericht in einem Brief ausdrücklich gelobt und als Mehrheitsmeinung in Deutschland gewertet.