Die CSU hat bei der Landtagswahl in Bayern deutliche Verluste erlitten und nach dem vorläufigen Endergebnis 37,2 Prozent der Stimmen erhalten. Die Grünen kamen mit 17,5 Prozent der Stimmen auf den zweiten Platz vor den Freien Wählern mit 11,6 Prozent und der AfD mit 10,2 Prozent.
Die SPDstürzte massiv auf 9,7 Prozent ab - ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl überhaupt nach 9,8 Prozent im Jahr 2004 in Sachsen. Die FDP kam auf 5,1 Prozent der Stimmen und schaffte somit knapp die Rückkehr in den bayerischen Landtag.
Die Linke scheiterte mit 3,2 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Wahlbeteiligung stieg von 63,5 Prozent bei der Landtagswahl 2013 auf 72,4 Prozent.
SPD und CSU die großen Verlierer der Landtagswahl
Die SPD mit Verlusten von 10,9 Prozentpunkten und die CSU mit Verlusten von 10,4 Prozentpunkten sind die großen Verlierer der Landtagswahlen. Die AfD konnte auf Anhieb 10,2 Prozent holen, die Grünen konnten ihr Ergebnis im Vergleich zu 2013 deutlich um 8,9 Prozentpunkte verbessern.
Landtag in Bayern: Diese Koalitionen wären möglich
Das Wahlergebnis eröffnet Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Perspektive, eine von ihm favorisierte bürgerliche Koalition mit den Freien Wählern zu bilden. CSU und Freie Wähler kommen laut dem vorläufigen Wahlergebnis zusammen auf 112 Sitze und hätten damit bei erwarteten 205 Sitzen im nächsten Landtag eine klare Mehrheit.
Mit noch deutlicherer Mehrheit könnten CSU und Grüne zusammen regieren, auch ein Bündnis mit der SPD hätte eine Mehrheit der Sitze. Eine rechnerisch ebenfalls mögliche Koalition mit der AfD hat die CSU ausgeschlossen.
Berlin nach der Landtagswahl in Bayern
Nach dem tiefen Fall bei der Landtagswahl in Bayern stehen Union und SPD unter enormem Druck, die große Koalition in Berlin in ruhiges Fahrwasser zu bekommen. Mit Blick bereits auf die nächste Landtagswahl in nur zwei Wochen in Hessen beraten die Parteiführungen an diesem Montag über Konsequenzen aus dem bayerischen Ergebnis und darüber, wie sie Profil gewinnen können. Bei der CDU rückt - zunächst noch sehr verhalten - die Rolle von Kanzlerin Angela Merkel in den Blick, bei der SPD abermals die Frage nach dem Sinn der Koalition. Doch den Schlussstrich fordert offen noch niemand.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten bekräftigte die Forderung nach personeller Erneuerung in der Union. Unter Hinweis auf die Abwahl des Merkel-Vertrauten Volker Kauder von der Spitze der Unionsfraktion sagte er der "Heilbronner Stimme": "Die CDU muss ihren Ende September in der Bundestagsfraktion begonnenen Erneuerungsprozess fortsetzen und nach der hessischen Landtagswahl die Weichen auf dem CDU-Bundesparteitag Anfang Dezember für die Zukunft neu stellen." Auf dem Parteitag steht auch die Wahl des Parteivorsitzes an. Merkel hatte vor der Bayern-Wahl deutlich gemacht, als Parteivorsitzende weitermachen zu wollen.
Der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert (SPD) sieht die große Koalition am Scheideweg. "Entweder wir versuchen noch ein weiteres Mal, die Koalitionspartner zur Vernunft zu bringen. Oder wir gehen", sagte der Chef des SPD-Nachwuchses der "Rheinischen Post". Die Haltung der Jusos sei bekannt. Diese waren von Anfang an gegen das Regierungsbündnis. Was nicht gehe, das sei die Inszenierung als Koalitionspartei, die mit den Unzulänglichkeiten der Koalition nichts zu tun habe. "Das versteht kein Mensch." Auf Floskeln, dass man jetzt "gründlich analysieren müsse" oder der "Streit in der Union nicht hilfreich gewesen sei", habe er keine Lust mehr, sagte Kühnert. Auf den Unionsstreit hatte unter anderen SPD-Chefin Andrea Nahles hingewiesen.
Die CSU-Vizevorsitzende Dorothee Bär verlangte vom Koalitionspartner eine Entscheidung: "Die Sozialdemokraten müssen jetzt für sich klären, ob sie noch zu dieser Koalition stehen oder nicht", sagte die Staatsministerin im Kanzleramt der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". Falls sie in der Koalition bleiben wollten, "müssen sie aber auch danach handeln".
