Bern Schweizer Botschafter abberufen

Der deutsche Botschafter in der Schweiz, Elbe, ist mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand versetzt worden. Der Diplomat hatte Außenminister Fischer öffentlich ein "miserables Krisenmanagement" vorgeworfen.

Der deutsche Botschafter in der Schweiz, Frank Elbe, ist nach seiner massiven öffentlichen Kritik an Außenminister Joschka Fischer in den Ruhestand versetzt worden. Einen entsprechenden Bericht des "Handelsblatts" bestätigte am Abend eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Gründe für die Entscheidung nannte sie nicht.

Elbe wurde auf Ersuchen Fischers gemäß Beamtengesetz von Bundespräsident Horst Köhler in den Ruhestand versetzt. Der 64-Jährige hatte Ende März in einem Schreiben, das zeitgleich in einer Zeitung erschien, Fischer im Zusammenhang mit der Visa-Affäre und der Kontroverse über die Nachrufe auf Diplomaten "miserables Krisenmanagement" und eine "Spaltung des Auswärtigen Amtes" vorgeworfen. "Bürokratische Schlampigkeit" und ein "Mangel an politischer Empfindsamkeit der Ministeriumsführung" hätten die Entrüstung bei aktiven und ehemaligen Diplomaten ausgelöst, schrieb der Botschafter.

Elbe war von 1987 bis 1992 Bürochef von Fischers Amtsvorgänger Hans-Dietrich Genscher sowie Botschafter in Neu-Delhi, Tokio und Warschau. Botschafter in der Schweiz und Liechtenstein mit Dienstsitz in Bern wurde Elbe im Juli 2003.

Elbe ist nach dem ehemaligen Botschafter in Madrid, Joachim Bitterlich, der zweite hochrangige Diplomat, der von Fischer in den einstweiligen Ruhestand versetzt wird. Bitterlich war außenpolitischer Berater des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl. Die Gründe für seine Ablösung wurden nie öffentlich bekannt gemacht.

DPA
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