Castor-Gegner nach der Blockade "Bis zum nächsten Mal"

  • von Manuela Pfohl
Fünf Tage lang dauerte der Widerstand der Castor-Gegner gegen den Atommüll-Transport ins Wendland. Zum Schluss ging alles ebenso schnell wie friedlich zuende. Zurück bleiben ein bisschen Stacheldraht - und ein ungelöstes Problem.

Im Camp Dannenberg piepen die Handys um 9.49 Uhr: "Castoren sind nach über 91 Stunden Transport im Zwischenlager eingetroffen." Das war's. Fünf Tage Wendland, fünf Tage Protest gegen die Atompolitik und den Castortransport. Nun hat der Alltag die Demonstranten wieder. Der bislang stärkste Widerstand in der Geschichte der Castortransporte ist zu Ende.

Im Camp in Dannenberg werden die letzten Brote für die Heimreise geschmiert, das Infomaterial zusammengepackt, "Atomkraft, nein danke"-Fahnen verkauft. Das Andenken an die Tage im Widerstand kostet zehn Euro. Blick ins Portemonnaie: "Das ist mein letztes Geld", sagt der Junge. Dann nimmt er doch das gelbe Stück Stoff. Es ist der Beweis, dass er dabei war.

Schnelles, unspektakuläres Ende

Ein Stückchen weiter, am Verladekran, packen auch die Polizisten ihren Krempel zusammen. Irgendwie ging zum Schluss alles ganz schnell und unspektakulär zu Ende. Kurz nach zwei Uhr nachts gab es von der Polizei die dritte Aufforderung zur Räumung der Blockade in Gorleben. Friedlich machten die Castorgegner, die seit Stunden in der Kälte protestiert hatten, den Weg frei für den Atommüllzug.

Morgens um 8.38 Uhr war dann der letzte Castor in Dannenberg gestartet. Da hatten manche noch Befürchtungen, dass noch etwas schiefgehen könnte. Doch es lief wie am Schnürchen. Nur der Natodraht, der in dicken Rollen rund um den Verladekran aufgestellt war, erinnert noch an die Festung, die hier tagelang stand.

"Fährste nach Berlin?"

Während die Polizeiwagen schon in geordneten Kolonnen abziehen, muss im Camp noch die Logistik für den Rückzug klargemacht werden. Mitfahrgelegenheiten werden gesucht: "Fährste nach Berlin?" "Nee, Bremen." "Scheiße." Andere umarmen sich. "Mach's gut, bis zum nächsten Mal!"

Auch in Dannenberg selbst, wo tagelang alles auf den Widerstand eingerichtet war, ziehen wieder "geordnete Verhältnisse" ein. Die Ladenbesitzer, die Freitag und Montag geschlossen hatten, und zum Teil bei den Blockierern auf Schiene und Straße saßen, haben ihre Geschäfte wieder geöffnet. Im Ökoladen, an dessen Fassade noch ein riesiges X-Transparent weht, gibt es jetzt frisches Geflügel und eine Ladung Kürbisse.

Schräg gegenüber steht ein roter VW mit einem Aufkleber von "x-tausendmal quer". Ein Beamter steht davor und steckt ungerührt ein Knöllchen hinter die Scheibenwischer. Ab jetzt herrscht wieder Ordnung im Wendland.