CDU-Chef Armin Laschet ist derzeit wirklich nicht zu beneiden. Seit geraumer Zeit läuft es für den mächtigen Landesfürsten nicht mehr. Ende März etwa machte er zu Gast bei "Markus Lanz" ein derart schlechte Figur, dass Videos von seinem verpatzten Talkshow-Auftritt tagelang durchs Netz gingen. "Ein Interview wie ein Stierkampf" titelte "Spiegel Online" hinterher - und es war klar, wer der Torero war und wer der erlegte Stier.
Unter dem Hashtag #laschetdenktnach machten sich am vergangenen Wochenende Tausende Twitter-User über seine Ankündigung lustig, er wolle "über die Ostertage nachdenken", wie man der Corona-Pandemie am besten begegnen könne.
Am gestrigen Samstag widmete der "Spiegel" Laschet dann eine Titelgeschichte und bezeichnete ihn auf dem Cover als "Häuptling Wirdsonix". Und nun hat auch CSU-Chef Markus Söder seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärt.
Und so stehen dem CDU-Vorsitzenden, der sich vor Kurzem noch die besten Karten zu haben schien, als Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Rennen zu ziehen, ungemütliche Wochen bevor.
Markus Söder hat sich aus der Deckung gewagt
Nicht nur, weil sich mit Söder ein mächtiger Widersacher aus der Deckung gewagt hat. Sondern weil er in fast allen Umfragen deutlich schlechter abschneidet als sein bayerischer Konkurrent.
Nach dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend von infratest dimap sind 54 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Söder ein guter Kanzlerkandidat wäre, von Laschet sagen das dagegen nur 19 Prozent.
Laut einer Ende März erhobenen Forsa-Umfrage im Auftrag des "RedaktionsNetzwerks Deutschland" hat der erst kürzlich zum CDU-Vorsitzenden gewählte Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen nicht einmal den Rückhalt seiner eigenen Partei. Lediglich 21 Prozent der befragten CDU-Mitglieder sprachen sich für Laschet aus, 68 Prozent hingegen für Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder.
Armin Laschet wie ein König ohne Land
Selbst in seinem eigenen Bundesland kann sich Laschet nicht auf den Zuspruch seiner Bürger verlassen: In dem von Infratest dimap im Auftrag des WDR-Magazins "Westpol" erstellten NRW-Trend gaben nur 26 Prozent der Wahlberechtigen an, mit der Arbeit ihres Landesvaters zufrieden zu sein. Die Daten wurden vom 6. bis 8. April 2021 erhoben, und frappierend ist der Vergleich zum Januar dieses Jahres: Da sahen noch 60 Prozent der Bürger Nordrhein-Westfalens ihren Ministerpräsidenten positiv. Wenn die alte Regel "The Trend is your Friend" noch gilt, dann sieht es für Laschets Kanzlerambitionen nicht gut aus.
Was Laschet besonders zu denken geben dürfte: Würden die Menschen in NRW über die Kandidatur entscheiden, wäre das Ergebnis deutlich: 49 Prozent sehen Söder als guten Kanzlerkandidaten gegenüber lediglich 24 Prozent, die das über Laschet sagen.
Söder in Bayern ein Sonnenkönig
Ganz anders dagegen die Zahlen, die Söder in seiner Heimat aufweist: Dort hat der Ministerpräsident zwar leicht an Zuspruch eingebüßt, doch noch immer sehen ihn 70 Prozent der Befragten als "guten" Ministerpräsidenten, wie die Ende März veröffentlichte Sonntagsfrage des Meinungsforschungsinstituts GMS für Sat.1 Bayern ergab.
So ist es wenig verwunderlich, wenn Markus Söder im Interview mit dem "Spiegel" die Bedeutung von Popularitätswerten betont und sagt: "Umfragen spielen natürlich eine wichtige Rolle." Ein Schelm, wer ihm eigennützige Motive unterstellt!