Politiker der CDU sehen nach dem Votum des Parteivorstands für Armin Laschet den CDU-Chef nun als Kanzlerkandidaten für hinreichend legitimiert. "Das ist nun wirklich ein klares Ergebnis, das, denke ich, auch von allen akzeptiert wird", sagte der frühere Generalsekretär Ruprecht Polenz am Dienstag dem Bayerischen Rundfunk. "Die unterlegene Minderheit muss sich der Mehrheitsentscheidung anschließen", forderte er weiter.
Der CDU-Bundesvorstand hatte sich im Ringen zwischen Laschet und CSU-Chef Markus Söder um die Kanzlerkandidatur der Union in der Nacht zuvor mit 31 gegen neun Stimmen bei sechs Enthaltungen für den NRW-Ministerpräsidenten ausgesprochen. Vorausgegangen waren stundenlange Beratungen in dem Gremium und zuvor tagelanger, heftiger Streit in der Union.
Der CDU-Haushaltsexperte Eckhardt Rehberg sagte am Morgen darauf dem Sender NDR Info, jetzt müsse Söder zu seinem Wort stehen, Laschet zu unterstützen und ohne Groll gemeinsam Wahlkampf zu machen. "Wenn er das nicht täte, wäre das der zweite Wortbruch." Am Montag vergangener Woche hatte es im CDU-Vorstand schon einmal ein Meinungsbild zugunsten von Laschet gegeben, das Söder jedoch nicht akzeptiert hatte.
"Wenn das noch weiter geht, können wir den Wahlkampf einstellen"
"Wenn das noch weiter geht zwischen CDU und CSU, zwischen Laschet und Söder, dann beschädigt das die Union noch stärker als bisher schon, dann können wir den Wahlkampf einstellen", warnte Rehberg weiter. Zudem erinnerte er daran, dass Laschet erst vor einem Vierteljahr zum Parteivorsitzenden der CDU gewählt worden sei. Da müsse "jedem klar gewesen sein, wer Vorsitzender ist, der hat auch den Zugriff auf die Kanzlerkandidatur."
Der CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter zeigt sich ebenfalls zuversichtlich, dass CSU-Chef Markus Söder seine eigenen Ambitionen aufgeben wird. "Söder hat klar nach einem Votum gefragt und es bekommen", sagte Kiesewetter im ZDF-"Morgenmagazin". Die CDU habe sich sehr klar entschieden und die CSU habe zuvor deutlich gemacht, das Ergebnis zu akzeptieren, sagte Kiesewetter. "Wir haben eine Lösung, einen guten Vorschlag." Die Partei solle sich nun wieder "mit aller Kraft den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger widmen", forderte der baden-württembergische Abgeordnete.
Ein Entscheidung in der K-Frage erwartet für heute auch der stellvertretende Vorsitzende der Unionsbundestagsfraktion Thorsten Frei. "Es ist jedenfalls eine glasklare Aussage, deswegen erwarte ich schon, dass es heute auch dazu kommt, dass zwischen den beiden Parteien diese Frage geklärt wird, und zwar einvernehmlich geklärt wird, wie es auch verabredet ist", sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk.
Aus der CSU äußerte sich als erstes Bayerns Finanzminister Albert Füracker. Er sieht in der CDU-Abstimmung für Parteichef Armin Laschet als Kanzlerkandidaten ein Votum gegen die eigene CDU-Parteibasis. "Der CDU-Vorstand hat das jetzt so beschlossen", sagte Füracker. Er wundere sich dennoch sehr, dass man die eindeutige Pro-Söder-Stimmung an der CDU-Basis völlig ignoriert habe. "Fünf Monate vor der Bundestagswahl einen Beschluss gegen die eigene Basis zu fassen, ist schon sehr bemerkenswert", sagte der CSU-Politiker.
Füracker betonte, der CSU-Vorsitzende Markus Söder wäre bereit gewesen, mit der Kanzlerkandidatur die Verantwortung zu übernehmen. "Wenn dieses Angebot nun zurückgewiesen wird, liegt die Verantwortung bei der CDU." Ob die sechsstündige CDU-Sitzung, mit mitternächtlicher Abstimmung, dem Ziel gedient habe, die in der Kanzlerkandidaten-Frage so zerstrittene CDU zu einen, überlasse er der Einschätzung Laschets und der CDU, betonte Füracker. "Die Rückmeldungen, die ich bekommen habe, deuten nicht darauf hin, dass der CDU-Vorstand mit diesem Vorgehen einen Beitrag zu neuer Geschlossenheit geleistet hat."