Die aktuelle Gefühlslage von Anhängern der AfD ist von Wut und Machtlosigkeit geprägt, während die wenigsten Zuversicht und Freude empfinden. Das ergibt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den stern.
Danach gefragt, welche Begriffe auf ihre aktuelle Gefühlslage zutreffen würden* (Mehrfachantwort möglich), antworteten Anhänger der rechtspopulistischen Partei am häufigsten mit "Wut" (67 Prozent) und "Kontrollverlust / Machtlosigkeit" (37 Prozent). Am wenigsten wurden "Zuversicht" (7 Prozent), "Freude" (5 Prozent) und "Sicherheit" (2 Prozent) genannt.
Das "Wut"-Gefühl ist bei den Anhängern der anderen im Bundestag vertretenen Parteien deutlich geringer ausgeprägt. Aufgeschlüsselt nach der Wahlabsicht der Befragten, ist das "Wut"-Gefühl bei Anhängern von FDP (38 Prozent) und CDU/CSU (37 Prozent) ähnlich stark vertreten, bei der Linkspartei (25 Prozent), SPD (15 Prozent) und Grünen (12 Prozent) wesentlich weniger. Spitzenreiter beim Gefühl "Freude" sind Anhänger von SPD und Grünen (jeweils 21 Prozent), bei "Zuversicht" (44 Prozent) von den Sozialdemokraten.
Abseits der Wahlabsicht nennt auch eine relative Mehrheit der Deutschen "Wut" (37 Prozent) als treffendsten Begriff, um ihre aktuelle Gefühlslage zu beschreiben, dahinter folgen "Unsicherheit" (31 Prozent), "Kontrollverlust / Machtlosigkeit" (26 Prozent) und "Zuversicht" (25 Prozent).
Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey vom 19. Mai 2020 bis 8. September 2023 fortlaufend 10.000 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren befragt. Die jüngsten Ergebnisse beziehen sich auf den Befragungszeitraum von 9. August 2023 bis 8. September 2023. Mehr zu Methodik** lesen Sie am Ende dieses Textes.
Das "Wut"-Gefühl ist nach Aufschlüsselung von Alter, Geschlecht oder Abfrage in Ost- und Westdeutschland zum Teil deutlich anders ausgeprägt. Am meisten "Wut" herrscht demnach in der Altersgruppe von 40-49 (39 Prozent), am wenigsten unter den über 65-Jährigen (34 Prozent). Der Erhebung zufolge empfinden mehr Frauen (39 Prozent) als Männer (33 Prozent) ein "Wut"-Gefühl. In Ostdeutschland (43 Prozent) tritt "Wut" häufiger auf als in Westdeutschland (35 Prozent).
Setzt man die bundesweite Entwicklung von "Wut" und "Zuversicht" ins Verhältnis zueinander, ist eine Trendumkehr in der Gefühlswelt der Deutschen zu beobachten. Gaben im Mai 2020 noch 40 Prozent an, "Zuversicht" zu empfinden (und nur 16 Prozent "Wut"), ist es im September 2023 genau umgekehrt: 44 Prozent empfinden "Wut" – und nur 24 Prozent "Zuversicht".

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*Zur Fragestellung:
Auf die Frage "Welche dieser Begriffe treffen auf Ihre aktuelle Gefühlslage zu?" konnte mit mehreren Begriffen geantwortet werden: "Unsicherheit", "Zuversicht", "Hoffungslosigkeit / Angst", "Freude", "Kontrollverlust / Machtlosigkeit", "Dankbarkeit", "Wut", "Sicherheit", "Keine der Genannten / Keine Angabe". Mehrfachantworten möglich.
**Zur Erhebung:
Civey hat vom 19. Mai 2020 bis 8. September 2023 online fortlaufend 10.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die jüngsten Ergebnisse beziehen sich auf den Befragungszeitraum vom 09.08.23 - 08.09.23. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis) bzw. bei den Auswertungen unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,8-3,5 Prozentpunkten (Auswertung nach Wut und Zuversicht im Zeitverlauf), 5,8 Prozentpunkten (Auswertung nach Alter), 3,1 Prozentpunkten (Auswertung nach Ost/West), 2,7 Prozentpunkten (Auswertung nach Geschlecht), 5,7 Prozentpunkten (Auswertung nach Wahlabsicht). Weitere Informationen zur Methodik finden Sie hier.