Corona-Pandemie Lauterbach warnt vor Lockerungen und geht Markus Söder hart an

Omikron-Welle: Lauterbach warnt vor zu frühen Corona-Lockerungen – Seitenhieb auf Söder
Sehen Sie im Video: Lauterbach warnt vor zu frühen Corona-Lockerungen – Seitenhieb auf Söder.




Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister: "Wir können also breite Lockerungen, wie sie derzeit diskutiert werden, zum jetzigen Zeitpunkt nicht vertreten. Ich wundere mich über die Diskussion, die zum Teil in der Politik jetzt zu beobachten ist. Wir sind noch vor dem Höhepunkt der Welle. Wir haben jeden Tag zwischen 100 und 150 Tote zu beklagen, viel zu viel. Wir, also uns gelingt es also, die Welt einigermaßen zu kontrollieren mit den Maßnahmen, die wir am Platz haben. Also sollte es jetzt zu einer schnellen Öffnung kommen, zu einer schnellen Rücknahme wesentlicher Maßnahmen, dann würden wir die Welle deutlich verlängern. Sie würden dann wahrscheinlich nicht nur einen Rückfall riskieren, sondern wir würden dann also quasi ein schnelles Abflachen der Welle, wie wir es ja jetzt im Prinzip anstreben, das würden wir damit nicht erreichen können. Somit ist die Diskussion, die wir derzeit haben um Öffnungen, aus meiner Sicht fehl am Platz. Wir werden natürlich deutlich vor Ostern öffnen können, aber wenn wir jetzt schnell öffnen, dann verlängern wir nur die Welle und schaden uns selbst. Und das wird auch in der Bevölkerung dann nicht wirklich als Erfolg betrachtet werden. Wir haben derzeit eine funktionierende, erfolgreiche Strategie. Die so ohne Not jetzt zu gefährden, kann nicht unser Ziel sein. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht ist keine Schikane gegen das Personal, welches in diesen Einrichtungen arbeitet. Darum geht es nicht. Sondern uns geht es um den Schutz der dort den Mitarbeitern anvertrauten Menschen. Es ist also für die Politik insgesamt sehr problematisch, weil es bedeutet ja, dass die Gesetze gelten, aber dass sie von Ministerpräsidenten nicht unbedingt umgesetzt werden müssen. Das ist natürlich auch eine Botschaft, die schwer zu vermitteln ist. Wir erwarten, dass die Bevölkerung immer mitgeht, wenn wir es gut begründen können, wenn wir Maßnahmen vortragen. Und jetzt macht es den Eindruck, als wenn dies für die Ministerpräsidenten möglicherweise nicht gelten wird. Und das finde ich persönlich ein sehr gefährliches Signal. Und daher bin ich damit nicht glücklich. Und hoffe, dass wir da noch zu einer Lösung kommen."
Der Streit mit Markus Söder. Die Angriffe auf RKI-Präsident Lothar Wieler. Und wann können wir die Corona-Maßnahmen endlich lockern? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte vor der Bundespressekonferenz zu jedem Thema eine klare Antwort parat.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die Entscheidung Bayerns zur Aussetzung der Impfpflicht für die Pflegebranche scharf kritisiert – und zugleich Unverständnis für nicht geimpfte Pflegekräfte geäußert. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe mit der Aussetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ein "gefährliches Signal" gesetzt, sagte Lauterbach am Dienstag in Berlin vor der Bundespressekonferenz. Söder vermittle den Eindruck, als beuge er sich den Corona-Protesten auf der Straße. Dass medizinisches Personal eine Corona-Impfung ablehne, kritisierte Lauterbach als nicht vertretbar.

Söder sende mit seiner Entscheidung das Signal aus, "der Protest gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht auf der Straße ist wichtiger als der Schutz der Menschen, die hilflos auf eine gute Versorgung warten", sagte Lauterbach. Zudem sei es "schwer zu vermitteln", wenn ein Ministerpräsident einfach sage, dass geltende Gesetze in seinem Land nicht umgesetzt würden. Er hoffe darauf, dass der Bund mit den Ländern doch noch eine Lösung für die Umsetzung der Impfpflicht finde.

Lauterbach kritisiert Pflegepersonal: Kann nicht sein, dass Wissensstandard abgelehnt wird

Lauterbach machte klar, dass von Mitarbeitenden in den Pflegeeinrichtungen eine rationale und gut informierte Entscheidung für eine Corona-Impfung erwartet werden könne. "Es kann nicht angehen, dass die Mitarbeiter in diesen Einrichtungen sagen: Wir akzeptieren den westlichen Wissensstand nicht, ich glaube nicht an die Impfung." Dies sei "für medizinisches Personal keine wirklich vertretbare Position", kritisierte Lauterbach.

Der Minister betonte, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht "keine Schikane gegen das Personal" sei, das in Pflege- oder medizinischen Einrichtungen arbeite. "Uns geht es um den Schutz der dort den Mitarbeitern anvertrauten Menschen", sagte er. "Jeder von uns bringt in Erinnerung, wie dramatisch die Probleme gewesen sind, als uns vor gut einem Jahr in diesen Einrichtungen sehr viele Menschen leider gestorben sind."

Video: RKI-Chef: Stehen vor einem Wendepunkt in der Pandemie
RKI-Chef: Stehen vor einem Wendepunkt in der Pandemie

Lauterbach: "Keine vorschnellen Lockerungen"

Lauterbach warnte zudem vor vorschnellen Lockerungen der derzeit geltenden Corona-Maßnahmen. "Die Lage ist noch nicht wirklich unter Kontrolle", sagte Lauterbach. Der Höhepunkt der Omikron-Infektionswelle werde wahrscheinlich Mitte Februar erreicht sein – könne sich aber wegen der besonders ansteckenden BA.2-Variante des Virus auch noch etwas verzögern. "Wir haben derzeit eine funktionierende, erfolgreiche Strategie", sagte Lauterbach. "Diese ohne Not jetzt zu gefährden, kann nicht unser Ziel sein."

Deutschland sei "noch immer gefährdet, und wir können breite Lockerungen, wie sie derzeit diskutiert werden, zum jetzigen Zeitpunkt nicht vertreten", sagte der Minister weiter. "Ich wundere mich über die Diskussion, die zum Teil in der Politik zu beobachten ist. Wir sind noch vor dem Höhepunkt der Welle", täglich gebe es zwischen 100 und 150 Toten zu beklagen.

Wenn nun zu schnell gelockert würde, "dann würden wir die Welle deutlich verlängern", sagte Lauterbach. "Wir würden dann wahrscheinlich nicht nur einen Rückfall riskieren, sondern wir würden dann ein schnelles Abflachen der Welle, wie wir es jetzt im Prinzip anstreben, nicht erreichen können."

DPA · AFP
kng