Die SPD-regierten Bundesländer haben einen vier Seiten langen Fragenkatalog an Jens Spahn geschickt, in dem sie dem Gesundheitsminister Versäumnisse bei der Beschaffung des Corona-Impfstoffes vorwerfen.
Die 24 Punkte des Schreibens, aus dem unter anderem "Bild" und "Spiegel" zitieren, drehen sich um die drei Themenkomplexe Beschaffung, Produktionsausweitung und Verimpfung.
SPD: Kritik aus der Landes- und der Bundespolitik
Unter anderem wird darin hinterfragt, warum die EU nicht mehr Impfstoff bestellt habe, während andere Länder sich größere Mengen gesichert haben. Oder warum nicht auch in der EU eine zusätzliche Lizenzproduktion des Impfstoffs von Biontech und Pfizer möglich sei.
Auch mehrere SPD-Bundespolitiker, zuletzt am Montag Generalsekretär Lars Klingbeil, hatten Spahn dafür verantwortlich gemacht, dass einige andere Länder beim Impfen weiter sind als Deutschland. "Wir sehen in diesen Tagen, dass es chaotische Zustände gibt", hatte Klingbeil gesagt und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, sich einzuschalten.
SPD-Chefin Saskia Esken zeigte sich am Dienstag unzufrieden mit der Impfstrategie. Es seien in den letzten Tagen ernsthafte Fragen in Bezug aufs Impfen und auf die Beschaffung der Impfstoffe aufgekommen, sagte Esken im RBB-Inforadio. Man sei zwar der festen Überzeugung, dass eine Beteiligung an der europäischen Beschaffungsstrategie richtig war, die Fragen in Bezug auf die Beschaffung und auch die Priorisierung müssten nun aber beantwortet werden. "Es ist schon in der Umsetzung jeweils der Minister zuständig, (...) in dem Fall muss Herr Spahn jetzt Fragen beantworten."
Jens Spahn fordert gemeinsames Agieren ein
Spahn weist die Vorwürfe entschieden zurück und fordert vom Koalitionspartner stattdessen gemeinsames Agieren in der Corona-Krise ein: "In dieser echt schweren Phase der Pandemie, denke ich, erwarten die Bürgerinnen und Bürger zu Recht Geschlossenheit und Entschlossenheit ihrer Regierung", sagte er am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin".
"Das funktioniert in so einer Phase nicht gut: gleichzeitig Regierung und Opposition sein zu wollen. Irgendwie hat es auch seit 20 Jahren für die SPD nicht gut funktioniert", so Spahn weiter. Und mit einem Zusatz warf er der SPD indirekt vor, bereits wahltaktisch zu agieren: "Ich glaube nicht, dass das jetzt im Wahljahr besser läuft.