Landtagspräsident Alois Glück sagte, die Weiterentwicklung der CSU werde sich bis Ostern entscheiden. Am Mittwoch will die CSU-Landtagsfraktion in München die Querelen in großer Runde mit Stoiber besprechen. Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann hatte angekündigt, die Abgeordneten wollten mit Stoiber "intensiv" über Verbesserungen diskutieren. CSU-Generalsekretär Markus Söder sagte, Stoiber werde sich der Debatte stellen. "Es gibt Verunsicherung, es gibt eine Diskussion, und die will der Ministerpräsident auch führen."
Ärger an der Basis
An der CSU-Basis haben viele Funktionäre und Mitglieder in den vergangenen Tagen empört und verärgert auf Stoibers Rückzug reagiert. Als Grund für sein Überraschungsmanöver nannte der CSU-Chef laut "Bild am Sonntag" bei seiner Privataudienz mit Papst Benedikt XVI. sein schlechtes Verhältnis zu CDU-Chefin Angela Merkel. Es sei nun einmal so, "dass ich mit ihr nicht kann", sagte Stoiber nach Angaben eines von der Zeitung zitierten ungenannten Ohrenzeugen.
Auch in der Schwesterpartei CDU hielt die Kritik am Wochenende an: "Seit Monaten Hü und Hott - so kann man Deutschlands Probleme nicht lösen", sagte Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt. "Und so erschwert man der Union und Angela Merkel das Geschäft."
Stoiber-Kandidatur für 2008 noch unklar
Zunächst lösten Spekulationen Unruhe aus, Stoiber könne bei der nächsten Landtagswahl 2008 nicht mehr als Spitzenkandidat antreten. Der designierte Wirtschaftsminister Michael Glos äußerte sich in der "Bild am Sonntag" zurückhaltend: "Ich gehe davon aus", sagte er zur Stoiber-Kandidatur. "Aber die Weichen für die Landtagswahlen werden 2007 gestellt. Weichensteller ist die Landtagsfraktion."
Landtagspräsident Glück sagte: "Es herrscht eine tiefe Besorgnis und Verunsicherung in der Partei." Es müsse das Wirklichkeit werden, was Stoiber angekündigt habe: "Eine gründliche Aufarbeitung der Irritationen." Eine Personaldebatte wäre jedoch viel zu kurz gesprungen. Der Vorsitzende der CSU-Grundsatzkommission plädierte für eine neue Kursbestimmung. Er traue Stoiber zu, "von seiner Kraft und seinen Fähigkeiten her einen Neuanfang positiv zu gestalten", betonte Glück am Sonntag.
Bei einem viereinhalbstündigen Treffen der Parteispitze zu den Berliner Koalitionsverhandlungen in der CSU-Landesleitung gab es am Samstag nach übereinstimmenden Teilnehmerangaben keine direkte Kritik an Stoiber. Das Thema sei nicht groß diskutiert worden. Der bis zum Stoiber-Rückzieher als Nachfolgekandidat angetretene Staatskanzleichef Erwin Huber geht laut "Bild"-Zeitung (Montag) davon aus, dass der CSU-Chef ungefährdet im Amt ist. "Sonst würde vermutlich (CSU-Vize) Horst Seehofer Parteichef. Das entspricht nicht den Wünschen der CSU-Landtagsfraktion", sagte Huber der Zeitung.