Merkel-Kritik "Die Pegida-Rhetorik der FDP ist bestenfalls sehr schlechter Stil"

Wolfgang Kubicki und Christian Lindner
"Geradezu niedlich das Gebaren der FDP-Größen Christian Lindner (r.) und Wolfgang Kubicki (l.)", schreiben die "Westfälischen Nachrichten"
© Ralf Hirschberger/DPA
Kaum eine Woche vergeht, in der aus der FDP nicht verbal gegen Angela Merkel geschossen wird. Damit scheinen die Liberalen von ihren eigenen Defiziten ablenken zu wollen, schreibt die "Stuttgarter Zeitung".

Angela Merkels Beliebtheitswerte sinken. Ein gefundenes Fressen für die FDP. Für sie scheint die Merkel-Schelte seit den gescheiterten Jamaika-Verhandlungen zur Strategie geworden zu sein. Kaum eine Woche vergeht, in der die Kanzlerin nicht aus den Reihen der Liberalen kritisiert wird. Bei den deutschen Medien kommt das nicht gut an: Alles nur Marketing um das Image der "Umfaller-Partei" aufzupolieren. Oder einfach nur ganz schlechter Stil, wie die "Schwäbische Zeitung" schreibt.

"Stuttgarter Zeitung", Stuttgart

"An der öffentlichen Debatte, wie lange Merkel noch Kanzlerin sein sollte, beteiligt sich die FDP auffällig eifrig. Dieses Manöver ist allerdings leicht zu durchschauen. Der FDP ist es bis heute nicht gelungen, ihren Ausstieg aus den Jamaika-Gesprächen überzeugend zu begründen. Da kommt es mehr als gelegen, mit einer nachgeschobenen Merkel-Kritik von eigenen Defiziten abzulenken."

"Tagesspiegel", Berlin

"Seit die Jamaika-Gespräche gescheitert sind, ist Marketing wieder wichtiger geworden in der FDP. Die Partei hatte lange gegen das von anderen aufgepappte Signet der "Umfaller-Partei" zu kämpfen - nun droht eine Neuetikettierung, in der Begriffe wie "davonlaufen" oder "kneifen" eine Rolle spielen könnten. Jedenfalls ist die Verantwortung für das Ende der Gespräche, die nach Aussagen jedenfalls der anderen Beteiligten so nichtsversprechend nicht waren, der FDP angeklebt worden."

"Schwäbische Zeitung", Ravensburg

"Die Kanzlerin steht in der Kritik. Und es ist so klar wie legitim, dass in dieser Phase die Sozialdemokraten in Person von Sigmar Gabriel in die Offensive gehen und sich auch mit gehörigem Ellbogeneinsatz eine gute Ausgangsposition für die anstehenden Gespräche mit der Union verschaffen wollen. So ist das politische Geschäft nun mal. (...)

Durchaus anders ist die Attacke von FDP-Vize Wolfgang Kubicki zu werten. Dass er für seinen Angriff auf die Kanzlerin mit dem Pegida-Slogan von der Merkel, die weg muss, hantiert, ist bestenfalls sehr schlechter Stil. Klingt ganz danach, als wollten die Liberalen noch mal gegen Merkel nachtreten, die sie nach wie vor für ihr vorübergehendes Ausscheiden aus dem Bundestag verantwortlich machen. Ganz ähnlich, wenn auch weniger rustikal, hat jüngst auch FDP-Parteichef Christian Lindner von einer Zeit mit anderen Entscheidern in der CDU gesprochen. Aber noch ist diese Zeit ganz offenkundig nicht gekommen."

"Westfälische Nachrichten", Münster

"Geradezu niedlich das Gebaren der FDP-Größen Lindner und Kubicki. Offenbar noch immer schwer getroffen vom Trommelfeuer der Kritik nach ihrem unerwarteten Jamaika-Ausstieg mühen sich beide ab, der CDU eine Personaldebatte aufs Auge zu drücken: Merkel müsse weg, dann ließe sich selbst wieder neu von Jamaika träumen. Wie war das noch mit der Umfaller-Partei?"

"Kölner Stadt-Anzeiger", Köln

"Der FDP ist Merkels Kurs in der Flüchtlings- und Europapolitik zu wenig scharfkantig. Bei dem von Kubicki namentlich erwähnten CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn, einem Freund Lindners, wäre das anders. Die Liberalen wollen den rechten Münsterländer offenbar auf den Schild heben, das bürgerliche Lager ein wenig ins Nationalkonservative verschieben und damit die AfD überflüssig machen. Es geht nicht um Merkel. Es geht um den Kurs der CDU, der ausgerechnet den Liberalen zu liberal ist."

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FDP-Chef Christian Lindner Satz zum Scheitern der Sondierungsgespräche ist den sozialen Netzwerken zum Running Gag geworden.
© Bernd von Jutrczenka/Picture Alliance
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AFP
tyr